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In der Europa League gegen Dynamo Moskau hatte Marcel Ritzmaier seinen bisher letzten Einsatz im Trikot von PSV. Das war im Dezember.

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"Zurück nach Österreich kann ich immer", dachte der 16-jährige Marcel Ritzmaier, als er dem guten Ruf der niederländischen Nachwuchsarbeit zu PSV folgte. Das ist länger her, der Steirer steuert mittlerweile auf die 22 zu. Er ist immer noch in Eindhoven und wird dort heuer erstmals Meister werden. Sieben Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung auf Ajax Amsterdam elf Punkte.

Den Höhenflug erklärt Ritzmaier knapp: "Wir sind eine richtige Mannschaft, jeder geht für den anderen durchs Feuer." Aber – so paradox ist der Fußball manchmal – für Ritzmaier stellt der Erfolg auch ein Problem dar. Der Trainer scheint das Team nicht verändern zu wollen, und der Mittelfeldspieler ist momentan nicht erste Wahl. Seit Dezember sammelte er keine Spielminute im A-Team. "Ich weiß selbst nicht, warum. Das ist eine schwierige Situation."

Es sei für seine Entwicklung nicht gut, von der man sich Größeres erwartet. Ritzmaier hat über 30-mal für ÖFB-Nachwuchsteams gespielt. Früh zog es den Judenburger in die Klagenfurter Fußballakademie. Während er sich im Umfeld von Austria Kärnten hocharbeitete, wusste man dort noch nicht, dass Jörg Haiders neuer Retortenklub in der "Hypo Group Arena" schon wieder seine letzten Atemzüge schnaufte.

PSV-U19-Team statt maroder Bundesliga-Kader

Bereits nach Haiders Tod, aber noch einige Monate vor dem Ende des Vereins bestritt Ritzmaier sein einziges Spiel: neun Spielminuten gegen Rapid im August 2009. Im November trat Trainer Frenkie Schinkels zurück. PSV klopfte beim Steirer an, und ab 1. Jänner 2010 trug er rot-weiß gestreifte Trikots. "Ich habe mich nach etwas Neuem gesehnt", sagt Ritzmaier. Der Ortswechsel "war eine gute Entscheidung. Ich habe sie noch keine Sekunde bereut."

Folgendes sollte man über PSV wissen: Die Eredivisie ist die neuntbeste Liga Europas (Österreich 16.). PSV ist 29. der UEFA-Klub-Rangliste – vier Plätze hinter Ajax, 15 vor Salzburg, 67 vor der Austria, 92 vor Rapid. Das Philips-Werksteam spielt unter Trainer Philip Cocu im Philips-Stadion, dessen 35.000 Sitze von durchschnittlich fast 32.000 Zusehern besessen werden. Eindhoven und Umgebung sind etwas größer als Graz. Der Klub gewann den Meistercup (1988), UEFA-Cup (1978) und bald 22-mal die Eredivisie. PSV hat einen hervorragenden Ruf als Ausbildungsverein. Hier spielten Arjen Robben, Romario, Ruud Gullit, Jaap Stam und der echte Ronaldo.

Karriere-Starthilfe in Cambuur

Es dauerte dort zwar mehr als zwei Jahre, aber nach einigen Einsätzen in der Europa League und im Pokal wurde er schließlich in die Kampfmannschaft aufgenommen. Seinen Aufstieg bremste dann jedoch leider auch eine Schulterverletzung. 2013 wurde er an den Liga-Konkurrenten Cambuur verliehen. Dort hatte er eine "recht gute Saison". 34 Spiele, fünf Tore und sechs Assists für den Aufsteiger sowie eine Vertragsverlängerung bei PSV bis 2018 unterstreichen diese Selbsteinschätzung. Ritzmaier hatte sich erstmals als Profi bewiesen.

Zurück bei PSV soll der logische nächste Karriereschritt folgen. Bisher gelang es aber nicht, sich auch gegen Spieler wie Kapitän Georginio Wijnaldum (WM-Dritter) oder den von Valencia geliehenen mexikanischen Teamspieler Andres Guardado durchzusetzen. Von diesen Spielern lerne Ritzmaier viel, "aber am liebsten würde ich selbst jede Sekunde auf dem Platz stehen".

Das tut er derzeit für das zweite Team, das in der zweiten Liga spielt. Er versucht sich bei "Jong PSV" anzubieten und sich bereitzuhalten, falls sich die Tür zum A-Team auftut: "Ich will alles auf dem Kasten haben, wenn ich spiele." Seine Chance sollte kommen. Der Meistertitel dürfte bald endgültig fixiert werden und Guardado planmäßig im Sommer zu Valencia zurückkehren. Da könnte der Coach andere Spieler ausprobieren.

Österreich kann warten

Im Winter-Transferfenster sagte der Verein, dass er Ritzmaier nicht gehen lassen will. Wechselgedanken hatte er deshalb noch nicht. Falls sich das ändert, schließt er eine Rückkehr nach Österreich nicht aus.

"Aber", sagt der Steirer, "wenn die Möglichkeit besteht, noch ein Abenteuer im Ausland zu machen, dann bevorzuge ich das sicher". (Tom Schaffer [Twitter], derStandard.at, 17.3.2015)