Wien - ORF-Finanzdirektor Richard Grasl wurde am Mittwochnachmittag zum neuen Präsidenten der International Advertising Association, Sektion Österreich, bestellt. Das österreichische Chapter ist das größte der IAA.

In der Organisation sind werbetreibende Wirtschaft, Werbeagenturen und Medien vertreten, turnusmäßig waren nun nach den Auftraggebern - Martina Hörmer führt die Billa-Eigenmarken wie Ja! Natürlich und zwei Funktionsperioden lang die IAA - die Medien dran.

Wie eine Riege seiner Vorgänger hat sich Grasl unter anderem vorgenommen, die Werbeabgabe loszuwerden. Finanzminister Hans Jörg Schelling hat bei diesem Anliegen erst vor kurzem abgewunken.

"Enormer Braindrain"

Grasl will in der IAA in den nächsten Monaten einen Schwerpunkt "Digitales" setzen und den Werbe-Nachwuchs fördern, wie er Donnerstagabend bei einem Hintergrundgespräch in Wien erklärte. Auch Grasl sieht, wie seine Vorgängerin, einen "enormen Braindrain" in der Kommunikations- und Werbebranche.

Die Kommunikations- und Werbebranche hatte zuletzt aufgrund der radikalen Umbrüche durch die digitale und mobile Revolution mit einem enormen Braindrain zu kämpfen. "Wir wollen ein großes Nachwuchsförderprogramm für die Werbe- und Kreativbranche starten. Die IAA wird Stipendien und Auslandsaufenthalte vergeben und mitfinanzieren", sagt Grasl. "Und wir werden einen Schwerpunkt im Bereich Digitales setzen. "Wir erleben in der Werbe- und Medienbranche gerade einen erheblichen Bruch der Wertschöpfungskette. Da wandert viel Geld aus Österreich ab. Und wir sehen auch bei den Agenturen, dass es zunehmend Verlagerungen ins Ausland gibt", sagte der neue IAA-Präsident.

Man wolle sich als branchenübergreifende Organisation an den Gesetzgeber wenden und Meinungsbildung für entsprechende Anpassungen schaffen. Dass die IAA nun zur Old-Media-Lobbying-Organisation wird, sei "nicht der Plan", meinte Grasl auf Journalistenfragen. "Wir wollen nur besser werden und wollen uns für bessere Rahmenbedingungen einsetzen."

Leistungsschutz auch hier

So werde man im neuen Vorstand etwa über eine Unterstützung des Leistungsschutzrechts für Medien beziehungsweise eine Abgabe für News-Aggregatoren im Onlinebereich diskutieren. "Es kann nicht sein, dass ein großer Teil der Wertschöpfung ins Ausland abfließt", so Grasl. Auch den Datenschutz in der Werbebranche will die IAA auf die Agenda nehmen.

Darüber hinaus soll der von der IAA vergebene Werbeeffizienzpreis Effie "neu aufgesetzt werden", wie es im Managerdeutsch so schön heißt. "Wir wollen im kommenden Jahr mit einem neuen Konzept antreten, das den Gewinner wieder mehr in den Vordergrund stellt."

ORF-Fragen an ÖBB delegiert

Bei Fragen, die ORF-Interessen betreffen, will Grasl den IAA-Vorsitz seiner neuen Vizepräsidentin Kristin Hanusch-Linser überlassen. "Damit ist die Überparteilichkeit der IAA gesichert." An der Seite Grasls wurden ÖBB-Kommunikationschefin Kristin Hanusch-Linser, OMV-Kommunikationschefin Michaela Huber, Samsung-Marketingchef Gregor Almassy, Agenturchef Rudi Kobza und Mediaprint-Geschäftsführer Gerhard Riedler neu in den IAA-Vorstand gewählt. Huber übernimmt dabei die Funktion der Generalsekretärin, die laut Grasl aufgewertet werden soll. (red, APA, 29.1.2015)