Wien – Tanzen mit den Quanten, Roulettespielen mit Wahrscheinlichkeitsrechnung und gefräßiger Blumenschmuck: Am Samstag (31.1.) geht der erste Wiener Ball der Wissenschaften im Rathaus über die Bühne. Der von der Stadt initiierte Ball, der sich mehr als Feier der Wissenschaften denn als reines Gegenprogramm zum "Akademikerball" der FPÖ am Freitag verstanden wissen will, ist inzwischen ausverkauft.

Marc Abrahams bringt zweimal zum Lachen

Obwohl nun mehr Säle als ursprünglich geplant bespielt werden, wurde der Kartenverkauf eingestellt, wie Organisator Oliver Lehmann am Dienstag per Aussendung bekannt gab. Wer keine Tickets mehr ergattern konnte, aber dennoch gerne die Mitternachtseinlage mit dem Stargast des Abends, Ig-Nobelpreis-Erfinder Marc Abrahams, sehen würde, der kann sich ab sofort unter ball@wissenschaftsball.at und dem Stichwort "Ig-Nobel" für einen Zusatzauftritts des Forschers anmelden. Abrahams, der "zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken" bringen will, wird am Donnerstag um 18.30 Uhr an der Uni Wien auftreten.

TU organisiert Quantendisko

Die Gäste erwartet nicht nur ein klassisches Ballprogramm von festlicher Eröffnung durch das Jungdamen- und Jungherrenkomitee über ein Wickie, Slime und Paiper Clubbing bis hin zur Mitternachtsquadrille, sondern auch jede Menge Forschung. So organisiert etwa das Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien eine Quantendisco, bei der der Frage "Welle oder Teilchen?" mittels eines "Doppelspalt-Experiments als Discokugel" nachgegangen wird.

Die TU Wien gibt am Roulette-Tisch eine Einführung in die Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Universität für Bodenkultur betreibt eine Wasserbar mit "Köstlichkeiten aus dem Karst". Den Tischschmuck stellt der Botanische Garten der Uni Wien mit fleischfressenden Pflanzen, für die passende Beleuchtung sorgt die Universität für Angewandte Kunst mit Visuals unter dem Titel "Digital Synesthesia."

Der Ball vereint erstmals alle Universitäten, Fachhochschulen sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen der Bundeshauptstadt: Zu feiern gibt es heuer jedenfalls genug – begehen doch die Universität Wien (650 Jahre), die Technische Universität Wien (200 Jahre) und Veterinärmedizinische Universität Wien (250 Jahre) runde Jubiläen.

Motto: "Spaß mit Anstand – Tanz mit Haltung"

Auch wenn es kein reiner "Anti-Akademikerball" sein soll, wie Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) immer wieder betonte, ein Zeichen setzen möchte man dennoch: Denn die Mehrheit der Studenten und der Wissenschafter hätte mit Ausgrenzung, Provokation und ewig gestrigem Gedankengut nichts am Hut. Er wolle den Begriff des Akademikers nicht einseitig vereinnahmt sehen. So kann auch das Motto des ersten Wissenschaftsballs interpretiert werden: "Spaß mit Anstand – Tanz mit Haltung". (APA, 28.1.2015)