Das Sternensystem Kepler-444 beherbergt fünf annähernd erdgroße Exoplaneten. Das besondere an dem System: Es ist über 11 Milliarden Jahre alt.

Illu.: Tiago Campante/Peter Devine

Göttingen - Als diese Himmelskörper entstanden, war das Universum noch jung, und die Geburt der Erde lag 6,6 Milliarden Jahre in der Zukunft: Ein nun im Fachblatt "Astrophysical Journal" vorgestelltes Sternensystem beherbergt die mit 11,2 Milliarden Jahren bislang ältesten erdgroßen Exoplaneten. Die fünf Welten, allesamt kleiner als unsere Heimat, zeigen, dass erdähnliche Planeten seit Anbeginn der Zeit zum Standardinventar des Weltalls gehören.

Die Entdeckung zeigt, dass potenziell lebensfreundliche Welten im Universum womöglich schon von Beginn an existiert haben könnten. Mit Messdaten des Weltraumteleskops "Kepler" fanden Forscher unter Leitung der Universität Birmingham fünf vergleichsweise kleine Exoplaneten beim Stern Kepler-444, dessen Geburt etwa 2,6 Milliarden Jahre nach der Entstehung des Universums stattfand. Damit ist dieses Planetensystem fast zweieinhalb Mal so alt wie unser Sonnensystem.

Zu der Studie trugen Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der Universität Göttingen maßgeblich bei. Das Planetensystem um den Stern Kepler-444 mutet laut MPS wie eine weit entfernte Ausgabe unseres eigenen inneren Sonnensystems mit den vier Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars an. Allerdings kreisen um Kepler-444 im Sternbild Leier gleich fünf kleine Planeten, deren Größen jeweils zwischen denen von Merkur und Venus liegen.

Asteroseismologische Messungen

Für seine Auswertungen bediente sich das Forscherteam der Methoden der sogenannten Asteroseismologie: Mit Hilfe des Weltraumteleskops "Kepler" beobachteten sie die natürlichen Schwingungen des Sterns Kepler-444, durch die unter anderem auf die innere Struktur der Sterne geschlossen werden kann. "Die Schwingungen verursachen winzige Helligkeitsschwankungen in dem Licht, das der Stern ins All strahlt", erläuterte die MPS-Forscherin Saskia Hekker. "Ihnen können wir Durchmesser, Masse und Alter des Sterns entnehmen."

Die Exoplaneten um den fernen Stern wurden dann den Angaben zufolge in einem zweiten Schritt aufgespürt: Wenn ein Planet auf seiner Umlaufbahn aus Sicht des Weltraumteleskops vor seinem Stern vorbeizieht, verdeckt er ihn zum Teil und dämpft sein Licht. Daraus lässt sich das Größenverhältnis von Planet und Stern berechnen. Die fünf Exoplaneten umrunden den Stern Kepler-444 übrigens in weniger als zehn Tagen und in einem Abstand, der weniger als ein Zehntel der Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt.

"Die neue Entdeckung hat weitreichende Folgen für unser heutiges Bild des Universums", zitierte das MPS den Wissenschafter Tiago Campante von der Universität Birmingham, der die Studie leitete. Der Fund belege, dass während des Großteils der etwa 13,8 Milliarden Jahre währenden Geschichte des Universums Planeten von erdähnlicher Größe entstanden seien. "Wir halten es deshalb für denkbar, dass auch in den frühen Phasen des Universums lebensfreundliche Welten existiert haben könnten", unterstrich Hekker. Das Leben könnte damit zumindest theoretisch fast so alt sein wie das Universum selbst. (APA/red, derStandard.at, 27.01.2015)