Einem Evaluierungsbericht über die heißumfehdete Dialogstätte der Saudis wäre zumindest eine klitzekleine Erwähnung ihrer glücklosen Vizegeneralsekretärin gut angestanden: Seit Claudia Bandion-Ortner die freitäglichen Schauprozesse mit fatalem Ausgang und die Entrechtung der Frauen in dem Königreich verniedlicht hat, ist das Abdullah-Zentrum nämlich in argem Verruf.

Doch in der 22-seitigen Abhandlung des Außenamtes finden sich zwar viele schöne Fotos von hohen religiösen Würdenträgern, aber nur ein lapidarer Satz über jener Dame, die das Image des Zentrums ein für alle Mal zertrümmert hat: "Der Posten des stellvertretenden Generalsekretärs ist seit dem Rücktritt von Mag. Claudia Bandion-Ortner vakant." Gratulation zu so viel Reflexionsbereitschaft, denn auch sonst strotzt der Bericht vor Mahnungen und Warnungen, wie Österreich dastünde, wenn die Republik die völkerrechtlichen Verträge mit dem Zentrum aufkündigte.

Aus schwarzer Sicht muss nun der rote Kanzler dafür herhalten, wenn die Opec und ihr Fonds abwandern. Doch statt Schuldzuweisungen würde man sich von den Regierungsspitzen jetzt erwarten, dass sie sich zusammensetzen, um für dieses Mahnmal des zweifelhaften Dialogs mit Problemstaaten endlich eine für alle Beteiligten gesichtswahrende Lösung zu finden. Denn in Saudi-Arabien wird angeblich zwar "nicht jeden Freitag" geköpft, allerdings wurde montags erst wieder ein Mann hingerichtet. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 28.1.2015)