Der Ökonom Jens Bastian erklärte den Zusehern der "ZiB 2" Griechenland.

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Sollte Ihre Ehe vor dem Ruin stehen oder Ihre Mitarbeiter sich nur noch feindselig anschweigen, ist es Zeit, Jens Bastian zu holen. Der Ökonom, der für die EU-Taskforce in Griechenland arbeitete und dort nun internationale Firmen berät, ist schon optisch eine Deeskalation. Braungebrannt mit einem blau-weiß gestreiften Hemd, das nach Meeresbrise und gekühltem Retsina duftet, lächelte er aus dem nächtlichen Athen ins "ZiB 2"-Studio.

Eine Freundin schwärmte gar: "Oh, George Clooneys Bruder als Wirtschaftsberater!" Auch stimmlich hat der Mann das Zeug zum Kalmieren. Von Armin Wolf gefragt, wie die entgegengesetzten Positionen des neuen griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras und jene der EU zusammenkommen sollten, meinte er mit einer Kampfhunde besänftigenden Stimme, es sei nicht ratsam mit Maximalforderungen in Verhandlungen zu gehen. Es brauche "Geduld, auch einen langen Atem, ein bisschen mehr Fantasie" - und da gesellte sich zur Meeresbrise das leise Klatschen der Wellen gegen den Bug der Yacht, mit der Bastian der Sonne entgegenglitt. "Keine Schreckgespenster an die Wand malen", riet er noch jenen, die Syriza fürchteten, und klang wie ein erfahrener Kinderarzt, der seinem Patienten die Angst vor Spritzen nimmt.

Wolf erwähnte, dass Tsipras in seiner Jugend Kommunist war, und zauberte ein Schmunzeln auf die Lippen des Wirtschaftsberaters. Letzterer beruhigte: Die konservativen Wähler, die Syriza überzeugen konnte, sind nicht links geworden. "Diese Partei ist durch die Wahl zu einer Volkspartei geworden." Dann resümierte er mit freundlich zur Seite geneigtem Kopf: "Die Realität kann ein harter Lehrmeister sein." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 28.1.2015)