Nach drei Ausstellungen in Wien zeigt Thomas Trenkler nun einen Teil seines fotografischen Tagebuchs in Graz. Die Bilder wurden auf A3-Format aufgeblasen.


Foto: Literaturhaus Graz

Graz - Wer Thomas Trenkler, bis vor kurzem Kulturredakteur des STANDARD, seit 25 Jahren kennt und ihm regelmäßig über den Weg läuft, weiß, dass seine Olympus XA einfach zu ihm gehört.

Genau wie eine alte, in ihren letzten Zügen schon deutlich ramponierte Ledertasche. Letztere war ein Erbstück des Großvaters und musste irgendwann durch ein Duplikat ersetzt werden. Denn eine andere wollte Trenkler nicht. Man merkt schon, dass es sich um einen Mann handelt, der Dinge konsequent betreibt. So begann er auch 1985 mit seinem Fototagebuch und führt es bis heute weiter.

Während er - anders als lästige Paparazzi - immer, zuerst freundlich um Erlaubnis fragend und dann schnell abdrückend, Menschen bei Veranstaltungen, Festen oder zufälligen Begegnungen ablichtete, entstand über die Jahre ein umfassendes Zeitdokument.

Auf rund 32.000 analogen Bildern hielt Trenkler private wie berufliche Momente fest. Mitunter ist die Grenze dazwischen nicht ganz klar. 581 davon wählte er für eine Ausstellung im Grazer Literaturhaus aus. Alle haben wie Trenkler selbst einen historischen Graz-Bezug. Da sieht man Eltern, Schwester, Freunde und Kollegen, da lachen aber auch viele bekannte Künstler von den Wänden des alten Grazer Palais: etwa Günter Brus, Erwin Wurm, Gustav Troger u. a. Oder jene, die nicht mehr unter uns sind, wie Wolfgang Bauer (in einer schreiend roten Lederjacke) oder der ehemalige Kulturchef des STANDARD Peter Vujica.

Im ersten der drei Ausstellungsräume finden sich noch Schwarz-Weiß-Fotos, dann geht es in die schrillen 1990er und über das Grazer Kulturhauptstadtjahr 2003 bis in die jüngste Gegenwart.

Es ist eine wunderbare Zeitreise, die Menschen, ob sie nun selbst in der Grazer Kulturszene unterwegs waren oder nicht, leicht sentimental werden lassen kann. Zu schnell vergisst man, wie sich Orte und Moden verändern - es sei denn, jemand hält sie fest. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 28.1.2015)