Die 28 Staats- und Regierungschefs haben also in einer gemeinsamen Stellungnahme die tödlichen Angriffe auf Zivilisten in der ukrainischen Stadt Mariupol verurteilt und drohen mit weiteren Sanktionen gegen Russland. Doch muss Moskau weitere Sanktionsverschärfungen tatsächlich fürchten? Wohl nur dann, wenn sich die gemeinsame EU-Außenpolitik diesen Namen auch tatsächlich verdienen würde; denn welchen Wert hat eine solche gemeinsame Stellungnahme schon, wenn ihre 28 Proponenten – erst einmal aus Brüssel zurückgekehrt – ruck, zuck wieder alles zerstören?

Einer dieser Zurückruderer ist Bundeskanzler Werner Faymann. Er signalisiert munter nach Moskau, nicht zu diesen bösen Hardlinern in der EU gehören zu wollen. Und dann ist da der Präsident der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl: Er befürchtet negative Effekte für österreichische Unternehmer. Schön und gut, man sollte sich aber schon fragen, was mehr wiegen soll: die eine oder andere Wählerstimme, die eine oder andere Delle in der Unternehmensbilanz oder das Leben Zehntausender in einem Krieg, der nur wenige hundert Kilometer entfernt von hier wütet?

Sanktionen müssen wehtun. Dem Adressaten sowieso, aber potenziell auch dem Absender, sonst bleiben sie unglaubwürdig. Zuckt die EU zurück, hat Putin diese Runde schon gewonnen. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass ... das gibt es nicht. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 28.1.2015)