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Shpend Ahmeti, der Bürgermeister von Prishtina, wurde festgenommen.

Foto: AP/Visar Kryeziu

Prishtina - Bei Protesten gegen einen serbischen Minister sind im Kosovo Dutzende Menschen verletzt worden. In der Hauptstadt Prishtina versuchten am Dienstag tausende Anhänger der nationalistischen albanischen Bewegung Vetevendosje (Selbstbestimmung), den Sitz der Regierung zu stürmen. Sie forderten den Rücktritt von Arbeitsminister Aleksandar Jablanovic, einer von drei Serben im Kabinett.

Sie protestierten gegen Äußerungen von Jablanovic, die als Beleidigung für die Albaner empfunden wurden. "Jalblanovic raus" und "Nieder mit der Regierung", riefen die Demonstranten. Sie attackierten die Polizei mit Steinen, die daraufhin Tränengas einsetzte. Wie die Polizei mitteilte, waren unter den etwa 40 Verletzten auch 22 Polizisten. Demnach wurden rund 30 Demonstranten festgenommen. Bereits am Samstag hatte es Proteste gegeben. Der Chef von Vetevendosje, Albin Kurtin, sagte, die Proteste würden bis zum Rücktritt Jablanovics fortgesetzt.

Jablanovic hatte vor zwei Wochen albanische Demonstranten als "Wilde" bezeichnet, weil sie eine Gruppe von Serben daran gehindert hatten, zum orthodoxen Weihnachtsfest ein Kloster im Westen des Kosovo zu besuchen. Die Beschuldigten argumentierten, unter den Pilgern seien auch Kriegsverbrecher gewesen. Später bat Jablanovic öffentlich um Entschuldigung, die Proteste gegen ihn dauerten aber an.

Die Polizisten setzten Tränengas und gepanzerte Fahrzeuge ein, um die schätzungsweise 1000 Protestierenden abzudrängen. Sie nahmen vorübergehend auch Prishtinas Bürgermeister Shpend Ahmeti fest, einen führenden Vertreter von Vetevendosje.

Die Protestierenden werfen der Regierung ganz allgemein vor, gegenüber dem serbischen Nachbarn zu nachgiebig zu sein. Die EU will am 9. Februar in Brüssel neue Verhandlungen zwischen den zerstrittenen Nachbarländern vermitteln. Dabei geht es um die Integration der serbischen Minderheit in den fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo, der sich vor sieben Jahren von Serbien abgespalten hat. Schon am Samstag hatte es bei einer Demonstration Ausschreitungen gegeben.

Das Kosovo hatte sich im Jahr 1999 im Zuge eines blutigen Konflikts unter Beteiligung der NATO von Serbien abgespalten. Im Jahr 2008 erklärte Prishtina seine Unabhängigkeit, die jedoch bis heute von Serbien nicht anerkannt wird. Seit einem Abkommen über die Normalisierung ihrer Beziehungen im Jahr 2013 besserte sich das Verhältnis der beiden Staaten. Im Kosovo leben 1,8 Millionen Albaner und 120.000 Serben, ein Drittel davon im Norden. (APA, 27.1.2015)