Während die ORF-Vorstadtweiber von Hietzing bis Döbling in ihren Negligés auf den Bettkanten herumrutschen, wird es hier heute angezogener zugehen. Es gilt ein Kleidungsstück zu feiern, das wie kein anderes die Grenzen zwischen öffentlich und privat verschwimmen lässt. Und gleichzeitig mindestens genauso viel Spaß wie sexy Spitze verspricht. Wenn nicht sogar ein bisschen mehr.

Die Rede ist vom Pyjama, jenem legeren Stück, eigentlich aus der Herren-Abteilung stammend. Mit dem braucht Frau sich nämlich nicht mehr in den eigenen vier Wänden verstecken. Designer und Modehäuser wie Stella McCartney haben vor einigen Saisonen beschlossen: Mit einer Schlafanzughose – und dem passenden Oberteil - kann Frau guten Gewissens das Haus verlassen.

Vorgemacht hat das in diesem Jahr, na wer schon? Die omnipräsente Kim Kardashian. Sie trug in Los Angeles auf einer Party einen schimmernden Satin-Schlafanzug - auf bloßer Haut und mit dem obligatorischen steilen Einblick ins Dekolleté. Dieser Auftritt war nicht einem überhasteten Fluchtversuch aus den Bettlaken geschuldet, sondern völlig ernst gemeint und wohl durchdacht. Der beste Beweis: Der Pyjama ist nicht aus irgendeiner x-beliebigen Wäscheabteilung, sondern von Designerin Ann Demeulemeester.

Kardashian ist allerdings nicht die einzige, die in einem Schlafanzug-Etwas öffentlichkeitswirksam ihren Sinn für Humor unter Beweis stellt. Bei Lena Dunham war das vor einem Jahr noch offensichtlicher. Sie bewarb damals ihr erstes Vogue-Cover mit einem Video. Und zog an der Seite von Modejournalist Hamish Bowles so ziemlich alle Model-Posen, die die Modewelt bislang durchexerziert hat, durch den Kakao. Dunham turnte in einem weit geschnittenen cremefarbenen Schlafanzug in vollem Tempo durch die Schlafzimmer-Kulisse.

Vogue

Auch dieser Auftritt alles andere als privat, denn im Internet konnten alle mit dabei sein: Lena Dunhams Tänzchen im Schlafanzug geriet zu einem breitenwirksamen Auftritt. Das verwundert nicht. Spätestens seit John und Yokos "Bed In" 1969 ist klar: Der Pyjama taugt als öffentliches Bekenntnis. Wenn auch heute für viele erst einmal auf Instagram: Unter dem Hashtag #pajamas gibt es mehr als eine Million Beiträge anzusehen. Da wage noch jemand zu behaupten, sich in Pyjamahosen auf die Straße hinauszuwagen sei ein Ding der Unmöglichkeit. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 28.1.2015)

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