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Wo lassen sich relativ sicher Geschäfte machen? In China wird es schwieriger.

Foto: Reuters/KIM KYUNG-HOON

Paris - Wer Millionen in ein Unternehmen steckt, ob als Kredit oder Investition, will damit Geld verdienen. Projekte gehen aber auch schief. Um Länder zu finden, in denen das möglichst selten passiert, haben sich am Dienstag hunderte Unternehmer und Vertreter aus der Finanzbranche in Paris bei der Risikokonferenz des Kreditversicherers Coface getroffen.

Wo also lassen sich relativ sicher Geschäfte machen? In China wird es schwieriger. Coface hat den Ausblick des A3-Ratings der chinesischen Unternehmen auf negativ gesetzt, die Skala reicht von A bis D. "Der Privatsektor ist massiv überschuldet", sagt Coface-Chefökonom Yves Zlotowski. In vielen Sektoren gebe es Überkapazitäten. Bislang sei es so gewesen, dass alte Schulden einfach mit neuen zurückbezahlt wurden. Das könne langfristig nicht gutgehen. "Heuer werden deutlich mehr Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten kommen als in den vergangenen Jahren", sagt Zlotowski.

Eurozone bleibt wackelig

Das Rating Russlands ist von Coface schon im Vorjahr von B auf C herabgesetzt worden. Die Situation sei aber nicht so verzwickt, wie viele glauben, sagt Zlotowski. "Im ersten Halbjahr werden sich die Probleme mit dem Rubel zwar negativ durchschlagen", sagt er. Die höhere Inflation drücke auf den Konsum, die Unsicherheit behindere Investitionen, so der Ökonom. Im zweiten Halbjahr erwartet er aber schon eine positivere Entwicklung. "Der schwache Rubel macht Importe unattraktiv", das sollte russischen Unternehmen helfen, ihre Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. Für heuer rechnet Coface mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um drei Prozent.

In Europa wird sich die Situation etwas verbessern, sagt Zlotowski. Portugal bleibt bei einem B, bekommt aber einen nach oben gerichteten Pfeil dazu: Der Ausblick wurde auf positiv gesetzt. Österreich hält das beste Ranking, ein A1. Genau wie Deutschland wurde das Land im Vorjahr von A2 hochgestuft. "Französische Unternehmen sollten heuer wieder mehr Geld verdienen", sagt Zlotowski. Die Gewinnmargen steigen, die Eurozone sollte als Ganzes etwas besser dastehen, so der Coface-Ausblick.

Für heuer erwartet der Kreditversicherer ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent, im Vorjahr waren es 0,8 Prozent. Es schwebe aber weiter ein großes Fragezeichen über der Region. Was machen die Unternehmen mit ihrem Geld? "Die Verschuldung des Privatsektors ist weiter sehr hoch", sagt Zlotowski. Unternehmen würden lieber Schulden zurückzahlen als investieren. Solange sich das nicht ändere, werde es auch keinen stärkeren Aufschwung in der Eurozone geben.

Unsicherheit

Griechenland war im Vortrag Zlotowskis hingegen kaum ein Thema. Die neue Syriza-Regierung hält er für vernünftig. "Die scheinen sich gründlich darauf vorbereitet zu haben, das Land zu regieren." Die Eurozone leide aber unter der noch immer herrschenden Unsicherheit. Das treffe auch Spanien. Dort stehen im Dezember Wahlen an, derzeit führt dort die unerfahrene linke Partei Podemos die Umfragen an. "Keiner weiß, was in Griechenland oder Spanien passieren wird. Daher halten sich viele Investoren zurück", sagt Zlotowski.

USA blühen

Auf der anderen Seite des Atlantik schaut es deutlich besser aus. Die USA blühen laut Zlotowski. Die Autoindustrie sei zu 95 Prozent ausgelastet, das Land erlebe eine industrielle Renaissance. "Die US-Industrie produziert heute zwölf Prozent mehr als 2012", sagt der Coface-Chefökonom. "Die europäische Industrieproduktion ist im selben Zeitraum um ein Prozent zurückgegangen." Die Weltwirtschaft profitiere stark vom US-Aufschwung. Dieser macht laut Zlotowski heuer wohl ein Viertel des gesamten Wachstums der Weltwirtschaft aus.

Auch japanische Unternehmen seien sehr stabil. Sie gehören für Zlotowski zu den sichersten der Welt. Die Abwertung des Yen helfe ihnen aber fast gar nicht. Ihre hochqualitativen Produkte würden so oder so Absatz finden – wenn sie etwas billiger sind, erhöhe das die Nachfrage nach ihnen kaum. (Andreas Sator aus Paris, derStandard.at, 28.1.2015)