Forscher der MedUni Wien konnten zeigen, wie man die Überlebensdauer beim Multiplen Myelom erhöhen kann.

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Klinische Studien mit besonderen Gegebenheiten, zum Beispiel eine ganz enge Auswahl für neue Therapeutika geeigneter Patienten und engmaschige Kontrollen, sind eine Sache, die Einführung neuer Krebsmedikamente in die Therapie eine andere. Beim Multiplen Myelom hat sich das mit einer Steigerung der Überlebensdauer der Patienten um Dutzende Monate ausgewirkt, wie Wiener Onkologen zeigen konnten.

Drei neue Wirkstoffe

Für ihre Studie analysierten Johannes Drach und die Co-Autoren die Daten von 200 Patienten mit Multiplem Myelom aus den Jahren 1993 bis 2008. Das Ergebnis: Zusätzlich zur konventionellen Chemotherapie und der autologen Stammzelltransplantation (Knochenmarktransplantation; Anm.) gehören drei neue Substanzen nun zur Standardtherapie in der Behandlung des Multiplen Myeloms.

Dabei handelt es sich um Thalidomid (der als Krebsmedikament mittlerweile als hoch wirksam angesehene Wirkstoff von "Contergan", der nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen verwendet werden darf), um eine Weiterentwicklung dieser Substanz (Lenalidomide) und um Bortezomib.

Bortezomib ("Velcade") blockiert jene Strukturen (Proteasome) in bösartigen Zellen, welche Stoffwechselprodukte abbauen sollen. Die Zellen ersticken dadurch buchstäblich an ihrem eigenen nicht abgebauten Mist. Außerdem wirkt die Substanz auch auf Abläufe, die für das Zellwachstum und die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) in Tumoren wichtig sind. 2005 gab es für die Entdeckung dieser Mechanismen den Chemie-Nobelpreis.

Länger überleben

Die Ergebnisse sprechen für die neue Therapie. Die mediane Überlebensdauer konnte damit von 45,2 Monate bei konventioneller Chemotherapie auf 74,6 Monate erhöht werden. Bei Patienten, die nach einer Behandlung zur Beseitigung des eigenen Blutbildungssystems (Chemotherapie plus Strahlentherapie) und einer Transplantation eigenen Knochenmarks einen Rückfall erlitten, stieg die Lebenserwartung von 35,2 Monaten auf 72,7 Monate.

Was noch hinzukommt, so die Fachleute: Eine Verlängerung des Gesamtüberlebens war vor allem für Patienten mit einem besonders hohen Risiko für Rückfälle zu beobachten. Bei ihnen stieg die mediane Überlebenszeit von 11,2 auf 68,4 Monate. (APA, derStandard.at, 27.1.2015)