Der Fall des Euro auf ein Elfjahrestief zum Dollar wird viele Ökonomen und Exporteure freuen. Die Verbilligung europäischer Waren und Dienstleistungen auf den internationalen Märkten – so die Hoffnung – könnte dem chronisch kranken Patienten wieder auf die Beine helfen. Doch das Rezept Abwertung wirft Fragen auf: Erstens jene, ob es überhaupt einer Stimulierung der Ausfuhren bedarf, die sich auch bei einem hohen Eurokurs gut entwickelt haben. Zweitens könnte die Europäische Zentralbank mit ihren Wertpapierkäufen und dem davon ausgehenden Abverkauf des Euro andere Wirtschaftsmächte auf den Plan rufen und eine neue Abwertungsspirale einleiten.
Besonders betroffen sind jetzt schon die USA, weil der Dollar nicht nur gegenüber der Gemeinschaftswährung, sondern auch gegenüber Yen, Pfund oder kanadischem Dollar deutlich aufgewertet hat. Das kann eine Zeit gutgehen, solange die Erholung der US-Volkswirtschaft anhält. Doch selbst in diesem Fall muss der Eurozone klar sein, dass – wie derzeit schon bemerkbar – internationale Anleger zum Rückzug aus dem schwächelnden Währungsraum blasen.
Gleichzeitig wächst die Gefahr, dass die Notenpresse von immer mehr Wirtschaftsblöcken als Waffe in einem aufkeimenden Währungskrieg eingesetzt wird. Da nicht alle gleichzeitig abwerten können, wäre es nur ein logischer Schritt, die Manipulation durch die Notenbanken mit Handelsbarrieren zu verstärken. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 27.1.2015)