Senile Plaques, also extrazelluläre Ablagerungen von Beta-Amyloid, sind die Ursache für Alzheimer.

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Beeinträchtigungen bei der Wortfindung und anderen Sprachfunktionen gehören zu normalen Alterserscheinungen. Gleichzeitig können sie frühe Hinweise auf Demenzerkrankungen und deren Vorstadien sein. Neurowissenschaftler der Berliner Charité konnten nun nachweisen, dass eine Gleichstromstimulation leichte kognitive Einschränkungen des alternden Gehirns verbessert.

Gestiegene Lebenserwartung

Weltweit wird die Bevölkerung durchschnittlich älter. Parallel steigt mit der höheren Lebenserwartung das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz zu erkranken. Übergangsstadien zwischen normalem Altern und Demenz, sogenannte leichte kognitive Einschränkungen, sind daher zu einem wichtigen Forschungsfeld geworden.

Bisher zeigen medikamentöse Behandlungsformen bei beginnenden Leistungsminderungen des Gehirns kaum eine Wirkung. Dennoch bietet der lange Entstehungszeitraum von Demenz oder einer Alzheimererkrankung die Chance, frühzeitig therapeutisch einzugreifen.

Verbesserte Motorik

Leichte elektrische Ströme, auf der Schädeldecke angewandt, aktivieren die darunter liegenden Hirnregionen. Nachgewiesen ist: Bei gesunden Menschen verbessert eine solche Hirnstimulation sowohl die Motorik als auch kognitive Funktionen, beispielsweise das Lernen. Auch altersbedingte Defizite lassen sich auf diese Weise beeinflussen.

Die Neurologen an der Charité konnten nun zeigen, dass eine Gleichstromstimulation die Fähigkeit zur Wortfindung bei Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen voranbringt. Gleichzeitig normalisieren sich entscheidende Verbindungen zwischen aufgabenrelevanten Hirnarealen. Die Funktionen nähern sich wieder dem Zustand des gesunden alternden Gehirns.

Großes Potenzial

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass eine wiederholte Stimulation des Gehirns das Voranschreiten dementieller Erkrankungen verzögern könnte: "Gesunde und bereits erkrankte Menschen reagieren gleichermaßen auf die Gleichstrombehandlung. Das deutet auf ein großes Potenzial hin, Lernen und Gedächtnisbildung zu verbessern", sagt Studien-Mitautorin Agnes Flöel.

Möglicherweise lässt sich die Leistung des Gehirns durch wiederholte Anwendung und in Kombination mit kognitivem Training dauerhaft wieder steigern. Genau dies prüfen die Forscher in aktuell laufenden Studien. Ziel ist es, eine langfristige Verbesserung in alltagsrelevanten Funktionen, wie beispielsweise der Orientierung in einer neuen Stadt, zu erreichen. Künftig sollen zudem heimbasierte Trainings- und Stimulationsverfahren zur Anwendung kommen. (red, derStandard.at, 26.1.2015)