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Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek lud am Montag zu einem Expertengipfel zum Thema Radikalisierung.

Foto: apa/Hochmuth

Mit 300 kostenlosen Workshops zu Gewaltprävention an Schulen will Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) auf die islamistische Radikalisierung von Jugendlichen reagieren. Zudem sollen Fortbildungen für Lehrer zum Thema Deradikalisierung weiter ausgebaut werden. In Abstimmung mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sollen wie bereits angekündigt 50 Beamte, die im Bereich der Jugendgewaltprävention tätig sind, bei der Lehrerausbildung helfen. Diese Maßnahmen kündigte die Unterrichtsministerin am Montag nach einem Expertengipfel zu Extremismus und Bildung an.

An dem Gespräch mit Heinisch-Hosek nahmen rund 70 Experten aus Sozialarbeit, Integrationsforschung und Schulpsychologie teil. Auch die Schulpartner sowie Vertreter muslimischer Vereine waren anwesend. Die Plattform "Bildung gegen Extremismus" werde sich österreichweit vernetzen, kündigte die Ministerin an. Heinisch-Hosek fordert die Bundesländer auf, ebenfalls solche Treffen einzuberufen.

150.000 Euro für Workshops

Für die 300 Workshops an den Schulen muss Heinisch-Hosek 150.000 Euro aus dem derzeitigen Budget umschichten. "Wir brauchen selbstbewusste Jugendliche und junge Erwachsene und keine destruktiven Ideologien", sagt die Ministerin. Durchgeführt werden sollen die Veranstaltungen unter anderem von Zara, einer NGO für Zivilcourage, Antirassismus und Gewaltprävention. Auch das Salzburger Friedensbüro und die Plattform Erinnern.at werden für die Workshops verantwortlich sein. Die Schulen können die Workshops über das Zentrum Polis beantragen.

Die Lehrerfortbildungen für Gewaltprävention und Deradikalisierung gibt es bereits an allen Pädagogischen Hochschulen, wie Heinisch-Hosek ausführte. Sie sollen weiterhin nicht verpflichtend sein. Im vergangenen Schuljahr hätten sich aber bereits rund 13.000 Lehrer in solchen Kursen fortgebildet, das Interesse sei also groß. Innerhalb der neuen Lehrerausbildung sind zudem Konfliktprävention, Persönlichkeitsbildung, Soziales Lernen, Interkulturalität und Interreligiosität verpflichtend.

Kein Geld für mehr Personal

Zusätzliches Personal für Sozialarbeit oder Schulpsychologie wird es vermutlich nicht geben. Heinisch-Hosek fehlt dafür das Geld. Sie will aber das Gespräch mit Finanzminister Hans Jörg Schelling suchen. Als ersten Schritt kann sie sich 100 zusätzliche Schulpsychologen vorstellen, derzeit gibt es 180. Die Ministerin kann sich aber vorstellen, die Nachmittage an Ganztagsschulen nicht nur wie bisher für Sportvereine zu öffnen, sondern auch für NGOs, die Workshops für Gewaltprävention und Deradikalisierung anbieten. "Man kann hier mit Workshops und dem Öffnen von Schulen sicher günstiger fahren", sagt sie.

Gegen Kurz-Vorschlag

Vom Vorschlag des Außen- und Integrationsministers Sebastian Kurz (ÖVP), Schüler, die "mangelnden Willen zur Integration" zeigen, zu Sozialdiensten in der Schule zu verpflichten, hält Heinisch-Hosek nichts. Wenn Eltern keinen Kontakt zur Schule halten, gebe es schon jetzt die Möglichkeit, die Jugendwohlfahrt einzuschalten. "Diesen Weg fortzusetzen ist richtig." Verwaltungsstrafen für Eltern hätten alle Gruppen abgelehnt, die am Gipfel am Montag teilgenommen haben.

Trotzdem könne sie sich in Extremfällen auch Verwaltungsstrafen vorstellen. Man könne hier ähnliche Wege wie beim Schulschwänzen finden. Derzeit zahlen Eltern höchstens 440 Euro, wenn ihr Kind regelmäßig schwänzt. Sie wolle dieses Thema in den kommenden Tagen mit Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern besprechen, kündigte die Unterrichtministerin an. Grundsätzlich sei aber die Anzahl von Eltern, die das Gespräch mit der Schule völlig verweigern, sehr gering.

Sozialwissenschafter und Integrationsexperte Kenan Güngör, der am Expertengipfel der Ministerin teilnahm, lehnte den Kurz-Vorschlag ebenfalls ab. "Mit einem Sozialdienst würden Kinder in der Schule vorgeführt. Das wäre wie früher, als man sie in die Ecke gestellt hat", sagt er. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 26.1.2015)