Es war also nur ein Hörfehler. Nach der Demonstration gegen den Grazer Akademikerball vor einer Woche schrieb die Polizei in Aussendungen von einer eingeschlagenen Auslage und brennenden Mülleimern.

Fast alle Medien berichteten von Eskalation, Ausschreitungen, Randale. Tage später gibt die Polizei zu, dass eigentlich genau gar keine Auslage in die Brüche gegangen ist. Auch kein Fenster. Nicht einmal eine Luke oder ein Guckloch. Nichts. Sie tut das, weil sie durch Recherchen ehrenamtlicher Mitarbeiter eines freien Radios dazu gezwungen wurde. Man habe den Funkspruch eines Kollegen falsch verstanden.

Die Stimmung gegen die rund 1.000 Menschen, die - das gibt die Polizei unumwunden zu - friedlich demonstriert hatten, war nach dieser Meldung am Kochen. Nun kann man zu Recht über Verhältnismäßigkeiten diskutieren. Man kann hinterfragen, ob man bei jedem Faschingsgschnas von rechten Verbindungen eine Protestkundgebung organisieren muss. Muss man nicht. Man hat aber das Recht dazu. Man kann auch darüber diskutieren, ob die Polizei, die in Graz verglichen mit anderen Bundesländern meist eher deeskalierend auftritt, deswegen stundenlang einen Hubschrauber über der Innenstadt kreisen lassen muss. Muss sie nicht. Kann sie aber. Man gibt ja auch für Einsätze rund um Fußballspiele, regelmäßig viel Steuergeld aus.

Man kann allerdings nicht darüber diskutieren, ob man anderen ins Gesicht schlagen darf oder ihnen ein - noch so seltsam anachronistisches - Kapperl vom Kopf hauen darf. Das ist indiskutabel und soll am Rande dieser Demo auch passiert sein. Das war es dann aber auch schon mit nachweisbaren "Ausschreitungen".

Bei jedem zweiten Nachtwürstelstand geht es mitunter wilder zu. Was aber auch indiskutabel ist: Unwahrheiten auf Steuerkosten zu verbreiten und sie wider besseres Wissen nicht richtigzustellen. Von eingeschlagenen Auslagen und Verwüstungen sollte die Polizei nur berichten, wenn sie tatsächlich stattgefunden haben. Alles andere ist Propaganda. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 24.1.2015)