Der französische Präsident François Hollande nutzte seinen Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos zu einem flammenden Appell an Politik und Wirtschaft, gemeinsam Terrorismus zu bekämpfen. Die eigentliche Zielscheibe der Anschläge in Paris seien die Grundfesten der freien Gesellschaft gewesen. Alle Länder auf der Welt könnten betroffen sein, sagte Hollande. Frankreich habe Maßnahmen getroffen, "aber die Antwort muss größer sein".

Das Internet diene zur Indoktrinierung von Menschen. Er rief Firmen auf, das Internet mehr zu kontrollieren. "Lassen wir keine Bestie wüten, die auch Sie treffen kann!" Die Wirtschaft müsse aktiv sein für mehr Cybersicherheit und beim Kappen des "Finanzsystems" des Terrorismus.

Hollande forderte weitreichende Maßnahmen der Politik: Nachrichtendienste müssten enger zusammenarbeiten, Grenzkontrollen verstärkt und Fluggastdaten besser kontrolliert werden. Hollande kündigte an, dass sich Frankreich international stärker in Krisenländern engagieren werde.

Auch US-Außenminister John Kerry wurde in seiner Rede am Freitagabend "sehr emotional", wie er selbst sagte. Kerry schilderte in Davos Besuche in Regionen, bei denen er mit Gräueltaten in Berührung gekommen sei. "Es gibt keine Gründe, die das Abschlachten von Kindern oder das Vergewaltigen von Teenagern rechtfertigen könnten."

Gleichzeitig räumte Kerry ein: "Wir können die Augen nicht wegwenden, dass es Terrornetzwerke in Teilen der Welt gibt, die völlig unkontrolliert agieren können." Als zentrale Herausforderung nannte er, "die IS zu besiegen". Es sei bereits gelungen, "die Dynamik der IS zurückzudrängen". Boko Haram bezeichnete Kerry als neues Phänomen, weil auch Territorien besetzt werden. Kerry kündigte einen Besuch in Nigeria in den nächsten Tagen an. Er rief die Staaten dazu auf, mehr Geld für Terrorbekämpfung bereitzustellen. Gleichzeitig warnte er: "Der größte Fehler wäre, Muslime kollektiv zu beschuldigen. Der gewalttätige Extremismus macht sich in allen Gegenden der Welt und in allen Religionen breit." Es dürfe keinen Raum für Antisemitismus oder Islamophobie geben, betonte der US-Außenminister.

Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif forderte in Davos vom Westen, Rekrutierungen zu verhindern, indem man Diskriminierungen abbaue. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 23.1.2015=