Grosseto - Die Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto hat am zweiten Tag ihres Schlussplädoyers Costa-Concordia-Kapitän Francesco Schettino schwere Fehler vorgeworfen. Der 54-Jährige sei für große Versäumnisse verantwortlich, sagte Ankläger Alessandro Leopizzi am Freitag.

Schettino habe das Schiff verlassen, obwohl sich nach der Havarie noch tausende Passagiere an Bord befanden, und von einem Felsen aus im Dunklen die Rettungsaktion beobachtet. "Um ihn ging die Welt unter, doch Schettino wusste von nichts, denn er hatte sich auf den Felsen zurückgezogen. Ein schönes Beispiel von Koordinierung", sagte der Staatsanwalt sarkastisch. Dabei hätte der Kapitän die Pflicht gehabt, als letzter das Schiff zu verlassen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Andrew Medichini

"Schettino hat das Schiff verlassen, ohne sich die Schuhe nass zu machen, während andere Passagiere im Wasser auf eine Schaluppe warteten und befürchteten, das Schiff könne umkippen", sagte der Staatsanwalt. Auf einigen Bildern sei der Kapitän mit den Händen in der Tasche zu sehen. Die Rettung der Passagiere sei nicht sein erstes Anliegen gewesen. "Er hat nur daran gedacht, sich selbst in Sicherheit zu bringen", stellte der Staatsanwalt fest. Lange habe Schettino den Ernst der Lage nicht erkannt. "Er ermahnte seine Leute nicht, schlug nichts vor, gab keine Anweisungen."

Die Anklage sollte noch am Freitag oder spätestens am Montag eine lange Haftstrafe für Schettino fordern. Dann haben die Anwälte der Nebenklage und die Verteidigung das Wort. Ein Urteil soll Anfang Februar ergehen. Falls Schettino dagegen beruft, würde er vermutlich bis zu einer rechtskräftigen Gerichtsentscheidung auf freiem Fuß bleiben.

Das mit 4.200 Passagieren - darunter 77 Österreicher - besetzte Schiff war am 13. Jänner 2012 auf einen Felsen vor der toskanischen Insel Giglio aufgelaufen und binnen Stunden gesunken. Dabei waren 32 Personen ums Leben gekommen. (APA, 23.1.2015)