Seit dem Game Boy ist Nintendo dafür bekannt, alle paar Jahre Revisionen seiner Handheld-Spielkonsolen auf den Markt zu bringen. Der New 3DS und dessen größerer Bruder New 3DS XL weisen gegenüber dem 2011 erschienenen Original einige technische Verbesserungen auf sowie zusätzliche Funktionen.

Für interessierte Neukunden, aber auch bestehende 3DS-Spieler, die auf ein Upgrade schielen, ist insbesondere verfeinerte 3D-Darstellung ein Anreiz. An anderen Stellen wäre hingegen mehr Neuerungsmut zu wünschen gewesen.

Der New 3DS XL (links) und der New 3DS unterscheiden sich nur durch die Größe des Bildschirms voneinander. Für das kleinere Modell gibt es austauschbare Faceplates.
Foto: Nintendo
Der Betrachtungswinkel für die 3D-Darstellung wurde deutlich ausgeweitet.
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3D weit besser

Die gravierendste Verbesserung: Die autostereoskopische 3D-Darstellung verfügt nun über einen deutlich breiteren Blickwinkel. Dadurch ist der Effekt kein reines Gimmick mehr, sondern erlaubt dauerhaft in die Spielwelt einzutauchen. Ist man zuvor insbesondere bei actionreicheren Games und schon bei leichten Kopfbewegungen aus dem Sweetspot, der idealen Betrachtungsposition, geraten, was zu einem verschwommenen Bild führte, ist die Nutzung jetzt weit unkomplizierter. Das System ist nicht perfekt und schnelle Bewegungen sollten nach wie vor vermieden werden, aber zum ersten Mal macht es auch über längere Zeit Spaß, Mario, Link und Co. in die dritte Dimension zu folgen.

Vermutlich wäre es für ein inkrementelles Hardware-Update zu viel verlangt gewesen, beziehungsweise hätte es einen fundamentalen technischen Sprung nach vorne gebraucht, aber es ist schade, dass der 3DS-Bildschirm heute immer noch so pixelig auflöst, wie zum Start der Modellserie. Wer 2015 zum ersten Mal einen 3DS aufdreht und den flimmernden Menüschirm erblickt, fühlt sich nach der rasend schnellen HD-Revolution der Smartphonewelt erstmal in die Grafiksteinzeit versetzt. Aktiviert man schließlich die 3D-Darstellung wird zwar die Ausgabe nicht sauberer, doch verzeiht man die ausgefransten Kanten ob des unabstreitbar magischen Gefühls, in den Bildrahmen hineinsehen zu können. Bei Fotos mit der Kamera kann der 3D-Effekt hingegen weniger über die Alterungsmerkmale der Hardware hinwegtäuschen. 3D-Fotos auf dem 3DS sehen miserabel aus.

Schnellerer Prozessor

Gestützt wird das nutzerfreundlichere 3D-Erlebnis durch einen flotteren Prozessor, der daneben aktuell vor allem Ladezeiten verkürzt. In manchen Fällen wird die Wartezeit sogar halbiert und der eShop ist zwar immer noch kein ideales Einkaufserlebnis, baut aber nun ebenfalls zügiger auf.

Künftig sollen Entwickler dank des stärkeren Prozessors überdies aufwendigere Werke erstellen können, die dann wie damals beim Sprung vom DS auf den DSi nur auf der neuen Hardware laufen. Bislang wurde mit "Xenoblade Chronicles 3D" jedoch erst eines dieser Exklusivwerke angekündigt. Bei einer Installationsbasis von 50 Millionen 3DS-Konsolen wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis Hersteller eigens Inhalte für die neue Modellserie entwickeln. Besitzer des alten 3DS müssen daher keine Sorgen haben, dass ihnen in absehbarer Zeit der Nachschub an Games abgedreht wird.

Einen kleinen Haken hat die höhere Prozessorleistung auch: Die zusätzliche Rechenkraft kostet im Modellvergleich bei getesteten Spielen wie "Super Smash Bros. for 3DS" ein bis zwei Stunden Akkulaufzeit.

Zu den Neuerungen gehört der eingebaute NFC-Scanner für Amiibo-Sammelfiguren.
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Für eine universellere Bedienung kam ein zweiter Analog-Stick rechts vom Bildschirm hinzu.
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Neue Bedienungsmöglichkeiten

Apropos Energie: Eine interessante Entscheidung hat Nintendo ob des Ladegeräts getroffen. Dieses liegt nämlich wie schon beim 3DS XL nicht bei, sondern muss für rund 8 Euro separat erworben werden. Damit will man Kunden, die bereits ein kompatibles Netzteil von ihrem DSi, oder 3DS haben, den Zweitkauf ersparen. Um der Netzteilverschwendung noch besser entgegenzuwirken, ist zu hoffen, dass Nintendo bei seinen zukünftigen Handhelds ganz auf proprietäre Anschlüsse verzichtet und Standards wie USB unterstützt.

Gleich mehrere Dinge geändert hat Nintendo bei der Bedienung des nun etwas schmäleren aber auch leicht tieferen Handhelds. So wurden die Tasten kompakter angeordnet und der Spiele-Slot und der Stylus-Einschub nach vorne gebracht. Der SD-Karten-Slot wurde hingegen geradezu versteckt und befindet sich nun unter der festgeschraubten Rückseite. Allzu oft wird man seine Speicherkarte zwar nicht wechseln, praktisch ist es jedoch gewiss nicht. Eingebaut wurde ebenso ein NFC-Sensor, womit sich nun ohne Zubehör die neuen Amiibo-Sammelfiguren einlesen lassen.

Eine Heimkonsolen-ähnliche Steuerung liefert ein zweiter Analogstick. Dies ist etwa für die Perspektivensteuerung sinnvoll und gerade bei 3D-Action-Games sehr willkommen. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen, dass der sogenannte C-Stick so klein und starr ausgefallen ist, womit er mehr an alte Notebook-Nubs erinnert, als an einen typischen Gamepad-Stick. Die Entscheidung für einen Ministick dürfte aus Platzmangel getroffen worden sein, der bisher für den 3DS erhältliche Aufsatz bietet allerdings eine komfortablere Steuerung.

Zu den ersten Spielen, die nur für die neue Hardware erscheinen werden, gehört "Xenoblade Chronicles 3D". Weitere sollen folgen.
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Fazit

Einerseits dreidimensional faszinierend, andererseits technisch veraltet sticht im Positiven wie im Negativen keine der beiden Hardware-Eigenschaften stärker heraus, als das nach vier Jahren wirklich umfassende und exzellente Spielportfolio des alten und neuen 3DS. Vor allem wer jugendgerechte Inhalte sucht, findet auf anderen Plattformen in Summe kein besseres Angebot. Interessierte Neukunden sei der Griff zur XL-Variante mit größerem Bildschirm empfohlen. Bei dem kann der Freund oder die Freundin auch mitschauen. Bestehende 3DS-Spieler können mit der Upgrade-Entscheidung getrost die ersten exklusiven Games abwarten, oder bis die neuen Modelle billiger sind und dann viele ihrer alten Spiele nun umso lieber in 3D genießen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 25.1.2015)

Der New 3DS und der New 3DS XL sind ab dem 13. Februar erhältlich. Im Handel werden die Geräte ab 169 Euro bzw. 199 Euro erhältlich sein.