STANDARD: Wie beurteilen Sie die Entscheidung der EZB zum Staatsanleihenkauf?

Gurría: Dieser Schritt ist sehr willkommen. EZB-Chef Draghi ist so weit gegangen, wie er konnte. Jetzt wird man sehen, ob es ausreichend war, was er gemacht hat.

STANDARD: Waren Sie über das Ausmaß überrascht?

Gurría: Ja. Die Erwartungen wurden übertroffen, das sah man auch an der Reaktion der Märkte, die sehr positiv war. Jetzt wird man sehen, ob das andauert. Die Notenbanken haben getan, was sie konnten, aber es liegt jetzt weiterhin an den Regierungen, die richtigen Dinge zu tun.

STANDARD: Was heißt das?

Gurría: Die Politik muss weiterhin Reformen durchsetzen in allen möglichen Bereichen: auf dem Arbeitsmarkt, bei der Bildung, im Bereich Telekommunikation und Gesundheit. Hier darf man nicht nachlassen, auch jetzt nicht.

STANDARD: Glauben Sie, dass diese Entscheidung das Wachstum in Europa positiv beeinflussen wird?

Gurría: Ich gehe davon aus. Es ist auf jeden Fall ein starkes Signal, auf das wir gewartet haben. Und ich hoffe, es hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung in Europa, wo man einen Anschub gut brauchen kann. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 23.1.2015)