Wels – "Erholung mitten in Wels" verspricht das "Welldorado". Doch jetzt sorgt die städtische Entspannungsoase mit Hallen- und Freibad sowie einer Sauna für gehörig Stress im Welser Rathaus. Eine ehemalige Mitarbeiterin im Magistrat Wels soll über Jahre Eintrittsgelder veruntreut haben. Ein gestern, Donnerstag, von Bürgermeister Peter Koits (SPÖ) präsentierter Prüfbericht offenbart nun das wahre Schadensausmaß: Rund 270.000 soll die Frau zwischen 2006 und 2014 in die eigene Badetasche gesteckt haben. Die Mitarbeiterin wurde fristlos gekündigt und die Staatsanwaltschaft Wels ermittelt.

Womit aber das nasse Problem im Welser Magistrat nicht kleiner wird. Aufgeflogen ist die Affäre zwar erst mit Ende November des vergangenen Jahres durch eine anonyme Anzeige an die Magistrats-Direktion. Zwei leitende Beamte wussten aber bereits seit August von den Fehlgriffen in die Freibadkasse. Die Vorgesetzten informierten im Sommer aber weder den Bürgermeister noch erstatteten sie Anzeige. Versucht wurde vielmehr, den heiklen Fall in Eigenregie zu lösen. Eine Gespräch und die Rückzahlung von 22.000 Euro sollten die Wogen im Wellness-Tempel wieder glätten. Allerdings ging man damals von einer weit geringeren Schadenssumme aus. Die eigentliche Höhe und der lange Tatzeitraum seien erst durch das Ergebnis der internen Prüfung nach der anonymen Anzeige bekannt geworden, erläutert Koits. Beide Beamte hätten angeben, "Mitleid" mit der Mitarbeiterin gehabt zu haben. Die Frau sei mit einem arbeitslosen Mann und einem Sohn ohne Job in einer finanziell prekären Situation gewesen.

Keine Suspendierung

Und doch scheinen die Kontrollmechanismen im Rathaus viel früher auf voller Länge versagt zu haben. Wie Kontrollamtsdirektorin Manuela Österreicher bestätigt, fehlen etwa aus dem Jahr 2009 sämtliche Belege der Mitarbeiterin. Handlungsbedarf sahen aber Vorgesetzten damals nicht.

Besonders kurios: Trotz der schweren Anschuldigungen befinden sich beide Beamte nach wie vor im Dienst. Von einer vorübergehenden Suspendierung hält Koits nämlich wenig: "Sie haben nichts getan, was kriminell ist." Es handle sich um eine Verletzung der Dienstpflicht und nicht um Amtsmissbrauch.

Christian Hubmer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, bestätigt, dass derzeit nur ein Ermittlungsverfahren gegen die Frau laufe. Anzeigen gegen die zwei Vorgesetzten gebe es bisher keine. (Markus Rohrhofer, Der Standard, 23.1.2015)