Kia bringt dieser Tage die dritte Generation des Sorento zu den Händlern. Das mächtige SUV-Flaggschiff ist deutlich länger und etwas breiter geworden, wodurch man innen nun noch mehr Platz hat - auf fünf oder sieben Sitzen.

Die Kia-Leute haben leicht lachen, nachdem sie letztes Jahr das erste Mal mehr als drei Millionen Fahrzeuge verkauft haben. Die Hyundai-Gruppe schaffte sogar mehr als acht Millionen. Die Koreaner haben die Japaner längst überholt. Und der neue Sorento soll an diesen Erfolg anknüpfen.

Welche Erwartungen Kia in seinen neuen SUV setzt, erkennt man schon allein daran, dass Kia sogar einen BMW X3 und einen Audi Q5 als Mitbewerber ins Visier nimmt - während sie aber hauptsächlich gegen den Konzernbruder Hyundai Santa Fe bestehen müssen.

Der Santa Fe ist einen Zentimeter kürzer, und der Einstieg ist einen Tick günstiger. Dann hat man aber den kleineren Motor und keinen Allrad.

Foto: Kia

Kia bietet den Sorento in Österreich nur mit einem Motor, dem 2,2 Liter großen Turbodiesel mit 200 PS, an. Den 180 PS starken Benziner wird es bei uns im Dieselland - also eh aus vorausschauenden Gründen - nicht geben.

Und es gibt den Sorento auch nur als 4WD. Wie bei Hyundai, aber auch wie schon beim kleineren Bruder des Sorento, dem Sportage, kommt der Allradantrieb aus Österreich. Magna liefert das System namens Dynamax zu.

Das System basiert auf einer elektrohydraulischen Lamellenkupplung und einer intelligenten Steuerung, die durch die "ständige Analyse der Daten aus der Fahrzeugsteuerung in der Lage ist, die Anforderungen an das Allradsystem laufend zu prognostizieren - im Gegensatz zu anderen Allradsystemen, die lediglich nachträglich auf Bedingungen reagieren", erklärt Magna.

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Großen Abenteuern und Herausforderungen wird sich das System im Sorento wohl aber nicht zu stellen brauchen. Wie die meisten SUVs wird auch dieser Wagen abseits der Straße höchstens parkend zu sehen sein. Obschon, im Dreck spielen, das könnte er schon ganz gut, der über 1,8 Tonnen schwere SUV.

Kia hat dem Sorento in der dritten Generation einen höheren Anteil an hochfesten Stählen zukommen lassen. Damit ist der Wagen verwindungssteifer als sein Vorgänger. Knochenhart zu fahren ist er dennoch nicht, weil die Abstimmung des Fahrwerks ganz auf der kommoden Seite ist.

Liegende Polizisten braucht man im Sorento nicht anzubremsen. Die erzeugen nur ein kurzes schmatzendes Geräusch - den Rest bügelt das Fahrwerk glatt. Das passt gut ins Gelände. Für die Straße ist das aber zu weich, wenn man ambitionierter fahren will.

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Das geht aber ohnedies nur mit Schwung. Denn die 200 PS haben ihre liebe Mühe mit dem großen Sorento. In neun Sekunden schaffen sie es, den Riesen auf Tempo 100 zu beschleunigen. Man muss also schon zugeben, dass die neue Dämmung da auch ihre Schuld daran hat, dass sich der Sorento beim Beschleunigen nicht ganz so spritzig anfühlt, wie das 200 PS auf dem Datenblatt vermuten lassen. Wir lassen uns da gerne täuschen und empfinden ein Auto als sportlicher, wenn es nur einen schönen Wirbel macht.

Der Vorteil der besseren Dämmung liegt natürlich im höheren Komfort. Gerade bei Autobahntempo und auf der Langstrecke wirkt der Sorento deshalb deutlich nobler, als er ist.

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Das Armaturenbrett etwa ist nicht mit Leder bezogen und edel vernäht, sondern aus Kunststoff gefertigt. Man muss allerdings zweimal hinschauen und einmal hingreifen, um den Unterschied zu erkennen. Aber man sieht es sofort beim Preis, und man wird es in ein paar Jahren merken, wenn der Kunststoff immer noch schön ist, obwohl man Kinder hat, die sich weniger um den Werterhalt eines Autos Gedanken machen als um das Ausleben ihrer Kreativität mithilfe eines Malkastens.

Bis zu sieben Sitze passen in den Sorento. Dann haben aber auch nur mehr die fünf Malkästen im Kofferraum Platz. 660 Liter passen ins Heck des Fünfsitzers. 1732 Liter sind es bei umgelegten Rücksitzen. Weil der neue Sorento nicht nur um 15 Millimeter flacher, sondern auch um 95 Millimeter länger und fünf Millimeter breiter wurde, ist er innen noch geräumiger - vor allem Kopf- und Beinfreiheit nahmen zu. Und das mittlere Kind in der zweiten Reihe wird sich freuen, dass der Mitteltunnel nun weg ist und man nun auch dort normal sitzen kann.

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Bei den Assistenzsystemen hat Kia aufgeholt und bietet einen adaptiven Tempomaten an, einen Totwinkel-Assistenten, der auch beim Rückwärts-Ausparken vor Querverkehr warnt, oder mit dem Smart Tailgate einen Kofferraum, der sich automatisch öffnet, wenn man sich mit dem Schlüssel von hinten nähert. Dieses Assistenzsystem wird wohl nicht der ganz große Knüller werden.

Der Sorento schon eher. Weil Preis und Leistung hier wirklich gut passen. Auch wenn das Automatikgetriebe nichts auf moderne neun Gänge oder zwei Kupplungen gibt und die Gänge alles andere als blitzschnell sortiert, passt es ganz gut zum Sorento, der ja ohnedies nicht so zum Rennfahren gemacht ist. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 23.1.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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