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Die meisten großen Säugetiere litten unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Allein die Wölfe profitierten von den politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Foto: APA/EPA/SERGEI CHIRIKOV

Madison - Man würde annehmen, dass die Tierwelt vor dem Zusammenbruch des Sozialismus in der Sowjetunion in einem denkbar schlechten Zustand war. Umweltschutz hatte schließlich damals nicht unbedingt oberste Priorität, der Raubbau an der Natur vollzog sich ohne nennenswerte Einschränkungen. Die Wahrheit ist aber: Es ging der Tierwelt zumindest immer noch besser als in den Jahren unmittelbar nach dem Umbruch, wie nun eine im Fachblatt "Conservation Biology" veröffentlichte Studie zeigt.

US-Forscher von der University of Wisconsin analysierten auf Grundlage russischer Daten über jagbares Wild die Populations-Entwicklung von acht großen Säugetierarten zwischen 1981 und 2010. Die Analyse der Zahlen enthüllten mehrere entscheidende Veränderungen bei den Bestandszahlen einiger Arten: Mit Ausnahme der Wölfe erlebten alle untersuchten Säuger unmittelbar nach dem Ende der Sowjetunion drastische Populationseinbrüche.

Wolf als Gewinner

Die Wachstumsraten von drei Arten - Wildschwein, Elch und Braunbär - konnten sich davon in 85 Prozent der untersuchten Regionen auch im Jahrzehnt nach 1991 nicht signifikant erholen. Im Gegensatz dazu schien der Wolf von den Zuständen nach dem Umbruch zu profitieren. Zwischen 1992 und 2000 nahm die Zahl der Wölfe auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion um 150 Prozent zu. In politisch ruhigen Regionen in Nordamerika und Europa gab es dagegen zur selben Zeit keine vergleichbaren Populations-Fluktuationen.

Nach Ansicht der Wissenschafter stehen ihre Beobachtungen mit den Folgen politischer Instabilität zusammen, die sich auch auf das Wildtiermanagement auswirkten: Nachdem die Wirtschaft zusammengebrochen war, wendeten sich viele Menschen auf dem Land der Jagd und der Wilderei als Nahrungs- und Einkommensquelle zu. Fehlende staatliche Kontrolle verstärkte den Effekt noch und ließ vor allem die Wolfsbestände anwachsen, was sich wiederum auf potenzielle Beutetier-Bestände auswirkte. (red, derStandard.at, 24.01.2015)