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Lucas Mayer und Co ließen sich vom Iran nur selten niedermachen.

Foto: APA/Licovski

Doha - "Wir haben", sagte Österreichs Teamkapitän Viktor Szilagyi, "unser Ziel erreicht." Szilagyi stand in der Interviewzone der Al-Sadd-Halle in Doha, und er sagte es völlig gelassen. "Wir sind unserer Favoritenrolle gerecht geworden." Der Iran hat Österreich wie erhofft kaum zu schaffen gemacht, sogar weniger zu schaffen gemacht, als erwartet worden war. Die Iraner, die Mazedonien und Bosnien-Herzegowina ordentlich zugesetzt hatten, wirkten von Anfang an müde. Österreich zog das geplante Spiel auf, stand in der Deckung gut und kam über Gegenstöße zum Abschluss - vor allem der schnelle linke Flügel Raul Santos tat sich da hervor.

7:1 hieß es nach wenigen Minuten, da konnte Österreichs isländischer Teamchef Patrekur Johannesson es sich schon leisten, etliche Stammspieler zumindest phasenweise zu schonen. So schrumpfte ein 18:9-Vorsprung bis zur Pause auf 18:13, nach der Pause wurde er noch etwas kleiner. Näher als bis auf drei Tore kam der Iran aber nicht heran (17:20), und im Finish lockerten die Österreicher noch einmal die Handbremse. Am Ende hieß es 38:26, und nicht weniger als zwölf Spieler hatten sich in die Schützenliste eingetragen. Zum besten Spieler der Partie wurde dennoch oder deshalb Torhüter Nikola Marinovic gewählt, der 14 von 39 Bällen pariert hatte.

Österreichs Handballer stehen erstmals in einem Achtelfinale, schon jetzt steht der größte Erfolg der Neuzeit fest. 2011 schloss Österreich auf Rang 18, 1993 auf Rang 14 ab, damals gab's freilich noch kein Achtelfinale, nach der Vorrunde war Endstation. Der zweite WM-Platz aus grauer und brauner Vorzeit, jener von 1938 hinter Deutschland (nur vier Nationen spielten mit), wird sich diesmal wahrscheinlich nicht ausgehen. Muss er sich aber auch nicht, auch wenn Johannesson sagt: "Ich träume vom Titel."

Höher als mit zwölf Toren Differenz hat Österreich noch keine WM-Partie gewonnen, mit zwölf Toren Differenz nun schon drei WM-Spiele. 1958 gab's ein 24:12 gegen Brasilien, 1993 ein 31:19 gegen die USA. Schon am Freitag (17 Uhr, live auf derStandard.at und ORF Sport plus) geht's im letzten Gruppenspiel gegen Mazedonien, das am Mittwoch Kroatien mit 26:29 unterlag. "Das Bonusspiel, auf das wir gehofft haben", sagt Goalie Marinovic.

Es geht um den zweiten Gruppenplatz, der im Erfolgsfall möglich wäre, wobei auch der dritte und der vierte Gruppenplatz nicht ausgeschlossen sind. Mögliche Achtelfinal-Gegner sind Spanien, Gastgeber Katar und Slowenien, als Vierter könnte Brasilien die besten 16 erreichen. Szilagyi: "Wir stehen im Achtelfinale, natürlich muss jetzt das Viertelfinale unser Ziel sein."

Einen Österreich-Bezug gibt es im Handball fast immer und überall und also auch bei einem Gegner namens Iran. Dessen Teamchef Borut Macek, ein Bosnier, hat von 2000 bis 2002 die Männer von Handball Mittelkärnten/Feldkirchen trainiert. Dort sagen sie, Macek bleibe ihnen "als toller Typ in guter Erinnerung". Österreichs Nationalteam kann ab sofort auch und positiv an Macek denken.

Nikola Bilyk hatte schon einen besseren Tag bei der WM in Doha. Am Ende war's egal. Bilyk trug sich gegen den Iran wie elf andere in die Scorerliste ein. Das Team hat sein Ziel, das Achtelfinale, erreicht. (Fritz Neumann aus Doha, DER STANDARD, 22.1.2015)

Ergebnis und Werfer vom Spiel Österreichs bei der Handball-WM der Männer vom Mittwoch - Gruppe B, 4. Runde:

Österreich - Iran 38:26 (18:13). Doha, Al-Sadd-Halle, 300 Zuschauer

Werfer AUT: Santos 8, Weber 6, Mayer 5, Ziura, Ascherbauer je 4, M. Hermann 3, Szilagyi, Bilyk je 2, Posch, Schlinger, Wagesreiter, Klopcic je 1.

Werfer Iran: S. Esteki 7