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So lange wie möglich unbemerkt zu bleiben, ist eine bewährte Jagdtaktik von Krokodilen.

Foto: APA/EPA/NEDA VANOVAC

Sydney/Wien - Crocodylus porosus, Australiens Leisten- oder Salzwasserkrokodil, ist kein Badegast, mit dem sich Menschen gerne ein Gewässer teilen würden. Die im Schnitt drei bis fünf Meter langen Tiere kommen sowohl im Salz- als auch im Süßwasser vor und fressen von Fischen bis zu Säugetieren von der Größe eines Rinds so ziemlich alles, was ihnen vor die Schnauze kommt.

Laut Forschern um Hamish Campbell von der University of New England wurden in den vergangenen 20 Jahren 705 Angriffe von Leistenkrokodilen auf Menschen verzeichnet: Grund genug zu versuchen, ein Muster im Verhalten der Tiere zu finden. Dafür fingen die Forscher im Bundesstaat Queensland Krokodile, versahen sie mit Peilsendern und verfolgten über mehrere Jahre hinweg ihre Bewegungen. Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift "Animal Conservation" veröffentlicht wurden, überraschten.

Basis für Vorwarnsysteme

Offenbar halten sich die riesigen Räuber viel öfter in der Nähe von Menschen auf, als den meisten bewusst ist. Die 84 mit Sendern versehenen Krokodile schwammen innerhalb von drei Jahren insgesamt 270-mal durch Gewässer, in denen Menschen fischten, badeten oder auf Booten unterwegs waren. Nachfragen in den betreffenden Regionen ergaben, dass die Krokodile dabei stets unbemerkt geblieben waren: für die Forscher ein klares Zeichen dafür, dass Leistenkrokodile bei weitem nicht bei jeder Begegnung mit einem Menschen zum Angriff übergehen.

Abgesehen von dieser eher kleinen Beruhigung lieferte die Studie aber auch wertvolle Hinweise darauf, wann das Baden gefährlich werden kann: Besonders häufig tauchen die Tiere in von Menschen frequentierten Gewässern zwischen September und Jänner auf - und lieber bei Flut als bei Ebbe. Campbell ist überzeugt, dass die Studie eine gute Grundlage für künftige Vorwarnsysteme bietet. An manchen Orten könne man schon auf die Stunde genau vorhersagen, wann Krokodile auftauchen werden. (jdo, DER STANDARD, 24.1.2015)