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Das Arapahoe Country Justice Center in Centennial, Colorado, am Tag des Prozessbeginns.

Foto: REUTERS/Rick Wilking

Centennial - Zweieinhalb Jahre nach dem Amoklauf in einem Kino im US-Staat Colorado ist der mutmaßliche Täter am Dienstag vor Gericht erschienen. Dem heute 27-jährigen James Holmes wird vorgeworfen, während der nächtlichen Vorführung des neuen damals neuen Films aus dem "Batman"-Franchise in der Stadt Aurora zwölf Menschen erschossen und 58 verletzt zu haben. Die meisten Opfer waren junge Leute.

Vor dem Auftakt des Prozesses in Centennial, einem Vorort von Denver, wurden noch Verfahrensfragen geklärt. Vor allem die Auswahl der Geschworenen ist ein Großakt: Aus etwa 7.000 Kandidaten werden die Schöffen ausgesucht; ursprünglich waren es 9.000, aber 2.000 Einberufungsbriefe wurden als unzustellbar zurückgesendet, teilte Bezirksrichter Carlos Samour mit.

Zu Beginn muss jeder zunächst einen Fragebogen ausfüllen, eine erste Gruppe von Dutzenden Bewerbern wurde dazu am Dienstag ins Gericht bestellt. Direkte Befragungen werden erst Mitte Februar anlaufen. Die Auswahl-Prozedur wird mehrere Monate dauern, die Eröffnungsplädoyers sind nicht vor Juni zu erwarten.

Verteidiger plädieren auf zurechnungsunfähig

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Kino-Mörder von Aurora Amokläufer gilt als besonders, weil Amokläufer selten überleben, meist töten sie sich nach ihren Taten selbst oder werden von der Polizei erschossen. Sollte Holmes für schuldig befunden werden, droht ihm die Todesstrafe.

Das wollen seine Verteidiger verhindern, sie haben in Holmes' Namen auf "nicht schuldig" plädiert - wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit. Und darum wird sich der Prozess auch weitgehend drehen: War der Schütze zur Tatzeit schuldfähig, kann er zur Rechenschaft gezogen werden? Spricht ihn die Geschworenenjury frei, würde Holmes wohl in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Die Schwierigkeit des Prozesses und schwere Verantwortung des Gerichts spiegeln sich in der Jury-Auswahl wider. Die Geschworenen werden aus einer Gruppe von 9.000 Kandidaten ausgesucht: Das ist eines der größten Auswahlverfahren in der Rechtsgeschichte der USA. Zu Beginn muss jeder Kandidat zunächst einen Fragebogen ausfüllen, die direkte Befragung wird erst Mitte Februar beginnen. Nach Gerichtsangaben ist mit den Eröffnungsplädoyers nicht vor Juni zu rechnen, mit einem Urteil wohl kaum vor dem Jahresende.

Für die Angehörigen ist das Verfahren äußerst schwierig. Megan Sullivan setzt sich manchmal in den Kinosessel, in dem ihr Bruder Alex erschossen wurde. Er feierte seinen 27. Geburtstag mit der "The Dark Knight Rises"-Vorstellung. Monatelang werde die Gemeinschaft das Trauma des Amoklaufs wieder durchleben müssen, fürchtete die 28-Jährige.

Monatelanger Plan

Der Täter drang am 20. Juli 2012 vermummt mit Gasmaske und Schutzweste in das Kino ein, warf Rauchbomben, versprühte Tränengas. Einige Kinobesucher glaubten zunächst, alles sei nur ein ganz besonderer Werbegag. Bis die tödlichen Schüsse durch das Kino peitschten. Zehn Menschen starben noch im Kino - unter ihnen ein sechsjähriges Mädchen. "Unsere Gemeinschaft leidet immer noch", sagte Tiina Marie Coon, deren Sohn Tanner den Amoklauf überlebte. Gemeinsam mit Megan Sullivan kämpft sie für ein dauerhaftes Denkmal für die Opfer.

Die Ankläger wollen im Prozess betonen, dass Holmes seine Tat monatelang plante, sich ein Waffenarsenal sowie Tausende Schuss Munition zulegte und seine Wohnung mit mehreren Sprengfallen versah, die ganz offensichtlich für die Ermittler gedacht waren. Das lasse auf scharfen Verstand und Schuldfähigkeit schließen.

Die Verteidigung sieht das anders: Holmes habe den Amoklauf während einer psychisch besonders schwierigen Phase begangen. So habe sich Holmes vor seiner Tat einer Psychologin der Universität offenbart. Diese habe die Universität über die Gefährlichkeit des jungen Mannes unterrichtet. Medienberichten zufolge hatte sich der Schütze der Polizei nach dem Blutbad mit dem Hinweis ergeben, er sei der Bösewicht und "Batman"-Gegenspieler "Joker". (APA/dpa, 21.1.2015)