Rom - Forschern ist es erstmals gelungen, verkohlte Papyrusrollen aus der Region um Pompeji zu entziffern. Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach unserer Zeitrechnung wurde neben Pompeji auch die süditalienische Stadt Herculaneum verschüttet. In der dortigen Bibliothek "Villa dei Papiri", die Julius Caesars Schwiegervater gehört haben soll, wurden vor rund 260 Jahren zahlreiche Schriften aus der Zeit des griechischen Philosophen Epikur gefunden, die seither ihrer Entzifferung harren.

Papyrusrolle aus Herculaneum.
Foto: Emmanuel Brun/Vito Mocella

Da die verkohlten Funde extrem empfindlich sind, könnten sie nicht aufgerollt werden, ohne kaputtzugehen, schreibt die internationale Forschergruppe um Vito Mocella vom Institut für Mikroelektronik und Mikrosysteme in Neapel im Fachmagazin "Nature Communications".

Schichten sichtbar machen

Deshalb wandten die Wissenschafter eine noch relativ neue Röntgentechnik an, um Buchstaben zu entziffern, ohne eine Rolle öffnen zu müssen. In der Antike wurde Papyrus mit Tinte auf Kohlebasis beschrieben, deren Dichte sich nicht sehr von dem verkohlten Papier unterschied, heißt es in dem Fachartikel. Daher sei es bisher fast unmöglich gewesen, mit Röntgenmethoden die Tinte von Papyrus zu unterscheiden.

Nahaufnahme einer verkohlten Rolle.
Foto: E. Brun

Mit der jetzt angewandten Methode, der ein sogenanntes Phasenkontrast-Verfahren zugrunde liegt, würden unterschiedliche Schichten innerhalb der Rolle besser erkennbar. Dabei wird die Brechung der Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch ein Objekt genutzt, und nicht - wie beim herkömmlichen Röntgen - die Abschwächung (Absorption).

Allerdings seien viele Schriften so komplex gerollt, dass nur wenige Buchstaben erkennbar seien, so die Wissenschafter. Zudem sei die Struktur von Papyrus nicht ebenmäßig, was das Lesen weiter erschwere. Dennoch sei man auf dem richtigen Weg, um diese und vergleichbare Funde zu entschlüsseln. (APA/red, derStandard.at, 25.1.2015)