TechCrunch-Journalist Mike Butcher (links) und Autor Andrew Keen diskutierten auf der DLD-Konferenz in München über die negativen Auswirkungen des Internets.

Screenshot: YouTube/DLD

Das Internet sei antisozial und trage zu wirtschaftlicher Ungleichheit bei. Andrew Keen ging auf der DLD-Konferenz in München im Gespräch mit TechCrunch-Journalist wie Moderator Mike Butcher hart mit Unternehmen wie Google, Facebook und Uber ins Gericht. Der Autor von "The Internet Is Not the Answer" verlangt mehr Regulierung von Konzernen, die vom Internet profitieren. Denn die "Sharing Economy" schaffe eine neue prekäre Klasse.

"Bad Boy of Tech"

Besonderes Feindbild für Keen ist Uber-Chef Travis Kalanick, den er als "Bad Boy of Tech" tituliert. Geht es nach Kalanick soll Uber nicht reguliert werden, was dazu geführt hat, dass der Dienst in zahlreichen Ländern mit der klassischen Taxibranche aneinandergerät. Uber habe jedoch weder Respekt für Angestellte noch für Nutzer, kritisiert Keen. Technologie-Journalisten wirft er vor, unkritisch über Uber zu berichten. Wenn Kalanick behauptet, dass er 50.000 Jobs schaffen werde, würde das niemand infrage stellen.

Daten als neue Umweltverschmutzung

Personen wie Kalanick oder auch Internetmilliardär Peter Thiel hätten die Community in Verruf gebracht. Thiel argumentiere, dass es keine Regulierung brauche, da Monopole durch neue Entrepreneure aufgebrochen werden könnten.

DLDconference

Keen hält das für politisch gefährlich: "Ohne Regulierung in der industriellen Revolution würden heute noch immer Elfjährige in Fabriken arbeiten, und in manchen Städten wäre Umweltverschmutzung so massiv, dass sie nicht mehr bewohnbar wären." Analog dazu sieht Keen Daten und Probleme mit der Privatsphäre als die neue Umweltverschmutzung.

Keine nachhaltige Veränderung

Den Arabischen Frühling und die Occupy-Bewegung sieht Keen nicht wie Moderator Butcher als positive Beispiele für die Bedeutung des Internets. Daraus hätten sich keine politischen Systeme weiterentwickelt. Auch bei den Solidaritätsbekundungen auf Twitter nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" sieht er nicht, wie sie sich in der Politik manifestieren könnten. Man lebe nur mehr im Moment, in der nächsten Sekunde sei die letzte Bewegung schon wieder vergessen.

Keen ortet in der aktuellen Nutzung des Internets ein fundamentales strukturelles Problem. Nur Regulierung könne neue Innovationen schaffen. Ohne sie würde das Internet zu Ungleichheit, Jobkrisen und mehr Überwachung führen. Personen wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder Amazon-Chef Jeff Bezos, die durch das Internet reich wurden, hätten die Verantwortung, es wieder zu reparieren. (br, derStandard.at, 20.1.2015)