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Weiterhin dringend gesucht: Asylwerber-Quartiere, hier ein Zimmer in einer Pension im niederösterreichischen Eichgraben.

Wien/Innsbruck/Linz - Bis Ende Jänner sind es noch eineinhalb Wochen - also bis zu jenem Termin, den sich die Landeshauptleute vergangenen September selbst als Frist gesetzt haben, um ihre Asylwerber-Unterbringungsquoten, die dem jeweiligen Anteil an der österreichischen Gesamtbevölkerung entsprechen, zu hundert Prozent zu erfüllen.

Doch mindestens zwei der neun Länder - Tirol und Oberösterreich - werden dieses Ziel wohl nur durch ein mittleres Wunder erreichen; und in weiteren vier Ländern erscheint die Quotenerfüllung äußerst fraglich: Wie der Standard aus dem Innenministerium erfuhr, fehlten mit Stichtag Montag im Quotenschlusslichtbundesland Tirol (Quotenerfüllung: 82 Prozent) beachtliche 490 Unterbringungsplätze. Im bevölkerungsreicheren Oberösterreich (Quotenerfüllung: 90,4 Prozent) müssten bis Monatsende sogar 515 Asylwerber zusätzlich Quartier nehmen.

Nur drei Quotenerfüller

Einen ordentlichen Schlusssprint müsste auch Salzburg (Quotenerfüllung 85,9 Prozent) hinlegen, fehlen dort doch derzeit 280 Plätze. Ähnliches gilt für Vorarlberg (86,6 Prozent, minus 190 Plätze), Kärnten (91,6 Prozent, minus 180 Plätze) und das Burgenland (89,1 Prozent, minus 120 Plätze). Nur Niederösterreich (103 Prozent), Steiermark (104,5 Prozent) und Wien (120,5 Prozent) erreichen die 100-Prozent-Quote.

Bundesweit beträgt der Fehlbestand somit 1.775 Plätze. Dass er so hoch ist, erklärt sich unter anderem durch die seit Monaten zunehmenden Asylantragszahlen wegen des Syrien-Konflikts.

Tiroler Zweckoptimismus

Dem massiven Rückstand zum Trotz verbreitet die zuständige Tiroler Landesrätin Christine Baur (Grüne) Zweckoptimismus. Sie hält die Quotenerfüllung bis Monatsende "immer noch für möglich. Wir arbeiten täglich mit Hochdruck daran", sagt sie.

In den vergangenen fünf Monaten seien in Tirol bereits rund 600 Plätze geschaffen worden, streicht Baur heraus. Aktuell stünden zwischen 200 und 300 zusätzliche Quartiere kurz vor der Eröffnung, Zwar sei es in Tirol "nicht schwieriger als sonst wo", Quartiere zu finden, doch der Zeitfaktor setze das Land derzeit stark unter Druck. "Wir bekommen fast nie Objekte angeboten, die am nächsten Tag bezugsfertig sind", sagt die Landesrätin.

Oberösterreichische Ankündigungen

Auch Oberösterreich will bis Monatsende noch viele Unterbringungsmöglichkeiten schaffen: "Wir haben seit Dezember 600 zusätzliche Plätze organisiert und werden bis Ende Jänner noch weitere 17 Quartiere mit rund 450 Plätzen eröffnen. Damit kommen wir der Quotenerfüllung sehr nahe", sagt die dort zuständige Landesrätin Gertraud Jahn (SP). Im Februar sei geplant, weitere 150 Plätze zur Verfügung zu stellen. Damit wäre die 100-ProzentQuote erfüllt.

Laut Jahn stellen die vergleichsweise vielen neu ankommenden Asylwerber eine besondere Quartierherausforderung dar: Vergangene Woche sei Oberösterreich noch bei minus 470 Plätzen gestanden, nun fehlten bereits über 500. (Irene Brickner Katharina Mittelstaedt Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 20.1.2015)