Eine Landkarten-Kegelschnecke (links) und eine Tulpenkegelschnecke (rechts) beim Beutefang.

Foto: Jason Biggs/Baldomero Olivera

Salt Lake City / Wien - Bei Schnecken denkt man in der Regel nicht zuallererst an gefährliche Jäger. Dabei würde etwa die Familie der Kegelschnecken durchaus Anlass dazu geben: Die in tropischen Meeren heimischen fleischfressenden Mollusken lähmen ihre Beutetiere (andere Weichtiere, Krebse und Fische), indem sie ihnen auflauern und mithilfe ihrer Giftharpune Cocktails aus Aminosäureverbindungen injizieren, die als hochpotente Nervengifte wirken.

Einige Arten haben ihre Jagdstrategie noch weiterentwickelt: So gibt etwa die Landkarten-Kegelschnecke Substanzen ins Wasser ab, um Orientierung und Motorik vorbeischwimmender Fische zu beeinträchtigen und sie lebendig zu verschlucken. Erst dann wird die Beute, falls nötig, noch per Injektion getötet. Gegen das Gift dieser Art haben übrigens auch Menschen keine Chance: Sie gilt als das möglicherweise giftigste Tier überhaupt.

Manipulierter Metabolismus

Forscher der University of Utah berichten nun im Fachblatt "PNAS", dass diese Tiere (und auch einige andere Kegelschneckenspezies, etwa die Tulpenkegelschnecke) noch über eine andere Geheimwaffe in ihrem Giftarsenal verfügen: eine spezielle Form von Insulin, das jenem von Fischen stark ähnelt, aber mit Neurotoxinen angereichert ist.

In Experimenten zeigte sich, dass die Injektion dieser insulinähnlichen Substanz bei Zebrafischen zu rapider Hypoglykämie, also dem gefährlichen Absinken der Glukosekonzentration im Blut, führt. Aber schon der Kontakt mit angereichertem Wasser verschlechterte die Schwimmfähigkeit und Orientierung ganzer Fischschwärme. Damit hat die Schnecke leichtes Spiel - und kann sich in Ruhe um ihr eigenes Glukoselevel kümmern. (dare, DER STANDARD, 20.1.2015)