Pöllauberg/Wien - Nur ein Kollege hat ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz per Mail gefragt, ob er das für gescheit hält, bei einer ÖVP-Klubklausur einen Vortrag zu halten. - Der Kollege fragte unter Verweis auf den Verhaltenskodex für ORF-Journalisten - der sagt: "Alle politischen und wirtschaftlichen Verquickungen, die geeignet sein könnten, Zweifel an der Unabhängigkeit aufkommen zu lassen, sind zu vermeiden."

Nicht allein in Wehrschütz' Posteingang tauchte das Thema auf: Kollegen aus der ORF-Information fiel der Auftritt, zurückhaltend formuliert, durchaus auf, auch in einer Aussendung der ÖVP, und er erinnerte sie an den Kodex. Da hatte es Thema nicht mehr weit zum STANDARD. Der fragte nach.

Ukraine-Vortrag mit Hahn und Kurz

"Ich wurde gefragt, ob ich einen Vortrag zur Ukraine halte, mit EU-Kommissar Johannes Hahn und Außenminister Sebastian Kurz. Ich halte, von Rotary Klubs angefangen, überall Vorträge", sagt Wehrschütz am Montag auf Anfrage. Und: Er war natürlich nicht bei der Klubklausur, sondern bei den Vorträgen vor der eigentlichen Klausur. Und Wehrschütz erzählt bei der Gelegenheit von dem einen Mail aus dem Kreise der Kollegen.

Gern auch bei Grünen, Neos, FPÖ, SPÖ

Er sehe in einem Vortrag über die Ukraine, sein journalistisches Kernthema spätestens seit 2014, kein Problem - bei welcher Partei auch immer: "Ich halte Vorträge, wo ich eingeladen werde." Natürlich "auch bei Neos, Grünen, SPÖ oder FPÖ, wenn sie mich einladen". Und: "Das war ja kein Vortrag über den ORF oder parteipolitische Themen."

Wurde der Vortrag vom ORF genehmigt? Er habe bei den zuständigen Stellen angefragt, ob ein Vortrag ohne Honorar, aber mit Abgeltung der Reisekosten, zu genehmigen ist, was die verneint hätten. (red, derStandard.at, 19.1.2015)