Die PR-Abteilung des deutschen Diskonters Aldi Süd hat es dieser Tage nicht einfach. Am 14. Januar hatte ein Nutzer namens Ali Girdapoglu per Facebook-Kommentar an das Unternehmen gewandt, und Unmut wegen der Gestaltung einer Seifenpackung kundgetan. Auf der Flasche von "Ombia – 1001 Nacht" sei eine Moschee abgebildet.

Da diese laut dem User für Muslime ein Anblick von "Würde und Hochachtung" sei, fände er die Abbildung auf einem "Gebrauchsprodukt" nicht angebracht. Er bat das Unternehmen, das Produkt aus dem Sortiment zu nehmen.

Screenshot: Facebook
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Reaktion entfacht Protestwelle

Rund 40 Minuten später meldete sich die Social-Media-Verantwortlichen von Aldi in einer Antwort auf das Posting. Man entschuldigte sich für die "Irritationen", die "aufgrund der Gestaltung" des Etiketts entstanden seien und kündigte an, die Seife "in Kürze" aus dem Sortiment zu nehmen. Dazu wolle man im eigenen Hause hinsichtlich des Themas sensibilisieren.

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Eine Reaktion, die in sozialen Medien aufgegriffen wurde und einen Shitstorm nach sich ziehen sollte. Unter dem Posting von Girdapoglu versammelten sich in kurzer Zeit mehrere hundert Antworten fast ausschließlich kritischer oder beleidigender Natur.

Zahlreiche Hasspostings

Einige Nutzer etwa betätigten sich in Verallgemeinerungen gegenüber "den Muslimen" in Deutschland, denen sie mangelnde Integration unterstellten. Dazu folgen zahlreiche Aufrufe an den Autoren, das Land zu verlassen. Auch klar rechtsextreme Äußerungen ("Ab ins Gas!") finden sich darunter, ebenso wie rassistische Tiraden und Sympathiebekundungen zu Pegida.

Gleichfalls wurde Girdapoglu Nationalismus aufgrund der von ihm auf seinem eigenen Profil geposteten Fahnen und Motive sowie gelikten Seiten unterstellt, die auf Nähe zu den "Grauen Wölfen" hindeuten, die Selbstbezeichnung der Mitglieder der türkischen, rechtsextremen Partei MHP.

Screenshot: Facebook

Schnell waren auch Vergleiche mit anderen Produkten zur Hand. Öfters eingegangen wurde etwa auf die Lebensmittelmarke "Gazi", deren Verpackungen mitunter ebenso stilisierte Moscheen abbilden. Einige Nutzer vermeinten, in der Abbildung auf der Seife die Hagia Sophia zu erkennen, einst eine christlich-orthodoxe Kirche, später eine Moschee und mittlerweile ein Museum und Wahrzeichen Istanbuls.

Aldi im Auge des Sturms

Die wütenden Postings konzentrieren sich mittlerweile allerdings auf die Facebookseite von Aldi. Zahlreiche Nutzer deponieren Beschimpfungen, spöttische Kommentare und Boykottaufrufe auf der Facebookseite des Unternehmens sowie unter dortige Postings. Einige Fordern die Wiederaufnahme der "1001 Nacht"-Seife in das Sortiment.

In einigen Medien wurde zuvor berichtet, zahlreiche Menschen islamischen Glaubens hätten sich über die Seifenverpackung mockiert. Tatsächlich war bei einer Durchsicht der Kommentare und Shares zu Girdapoglus Forderung, die auch lediglich 24 Mal geliked wurde, keine unterstützende Stimme zu entdecken. Sehr wenige Kommentatoren gaben an, muslimischen Glaubens zu sein, betonten aber ihrerseits, gegen eine Entfernung aus dem Sortiment zu sein und kein Problem mit dem Design zu haben.

Umstritten: Manche User vermuteten, das auf der Seife abgebildete Gebäude wäre die Hagia Sophia. Eine Beschwerdeführerin ist sich allerdings sicher, dass es sich um die Sultan-Ahmed-Moschee (hier abgebildet) handelt.
Foto: http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Dersaadet [cc;3.0;by-sa]

Unklarheiten

Dahingehend wird von manchen vermutet, es könnte sich um ein Satireposting oder gezieltes "Trolling" handeln. Beides lässt sich allerdings nicht ohne Weiteres feststellen. Ein zweites Beschwerdeposting zur Seife, das offenbar etwas älter ist als jenes von Girdapoglu, zog noch kaum Reaktionen nach sich. Aldi hatte hier in der Antwort aber auch noch keine Sortimentsänderung angekündigt.

Wie viel Kritik an der Gestaltung der Ombia-Seife tatsächlich geäußert worden war, lässt sich momentan nicht nachvollziehen. Auch im Bericht der WAZ, die als erstes größeres Medium das Thema aufgegriffen haben dürfte, sind lediglich die beiden Postings dokumentiert.

Diskonter schweigt

Öffentlich hat sich Aldi bis dato nicht mehr zur Affäre geäußert, was Quell weiteren Unmuts wurde. Ein Kunde hat jedoch eine E-Mail veröffentlicht, die vom Kommunikationsteam des Konzerns stammen soll und eine Antwort auf seine Beschwerde zur Entfernung der Seife war.

Foto: Facebook

Man wisse, dass die Seife derzeit "Auslöser einer intensiven Diskussion" sei und bedaure, dass "die Gestaltung des Produktes Anlass zu zahlreichen Beschwerden" gegeben habe, so das Schreiben. Man könne viele der "im Rahmen der Diskussion geäußerten Ansichten nachvollziehen", wolle dazu aber keinen weiteren Kommentar abgeben.

Auch manche Medien haben mittlerweile reagiert. In einem satirischen Artikel zur Seifen-Affäre titelt die Welt: "Aldi ersetzt Moschee auf Seife durch Mohammed-Bild". Vorerst ist für Aldi also nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen. (Georg Pichler, derStandard.at, 19.01.2015)