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Die FHK regt auch den Transfer von Disziplinen wie Agrarökologie, Landschaftsarchitektur, Maschinenbau oder Übersetzen und Dolmetschen an.

Foto: apa/Fohringer

Wien - Die Fachhochschulen (FH) wollen künftig selbst Studienfächer anbieten, die derzeit bei den Universitäten angesiedelt sind. Mittelfristig könne man sich etwa vorstellen, dass auch juristische Fächer an Fachhochschulen angeboten werden werden, sagten Vertreter der Fachhochschulkonferenz (FHK) bei einer Pressekonferenz in Wien am Montag.

Im Rahmen einer von der FHK geforderten Entwicklung eines auch die Universitäten umfassenden "Hochschulplanes 2018+" sollte der "gesamte Fächerkanon" dahin gehend durchleuchtet werden, welche Disziplinen aufgrund ihrer Berufsorientierung zukünftig besser an Fachhochschulen aufgehoben wären, erklärte FHK-Generalsekretär Kurt Koleznik. Dabei gelte es, über den Tellerrand hinaus zu blicken und neben der Übersiedelung von juristischen Fächern auch über den Transfer von Disziplinen wie Agrarökologie, Landschaftsarchitektur, Maschinenbau oder Übersetzen und Dolmetschen nachzudenken.

Ausbildung zum Rechtspfleger

Ob dann Disziplinen komplett von Universitäten absiedeln oder die FH zusätzliche Angebote entwickeln, müsste man diskutieren. In Deutschland werde mittlerweile etwa die Ausbildung der Rechtspfleger überwiegend an Fachhochschulen durchgeführt, gab FHK-Präsident Helmut Holzinger zu bedenken. Im Hinblick darauf, dass Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kürzlich auch die Rechtswissenschaften als möglichen Kandidaten für Zugangsbeschränkungen genannt hat, hätte eine Verlegung an die Fachhochschulen den Vorteil, dass dort bereits flächendeckend Zugangsregelungen bestehen.

Hochschulplan bis 2018

Der Hochschulbereich brauche jedenfalls langfristige Planungen über die Leistungsvereinbarungsperiode 2016 bis 2018 hinaus. Der "Hochschulplan 2018+" sollte von den Vertretern des Ministeriums, der Universitätenkonferenz (uniko), der FHK, der Uni-Senaten, der Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) und der Privatunis im Rahmen der Hochschulkonferenz ausgearbeitet werden und den Zeitraum bis 2028 umfassen, betonte Holzinger.

40 Prozent FH-Studenten

Was die anzustrebende Verteilung der Studierenden betrifft, orientiere sich die FHK an den Vorschlägen, die drei internationale Experten 2011 in einem Rahmenkonzept formuliert haben: Bis 2028 könnten demnach 40 Prozent aller Hochschüler an Fachhochschulen studieren. Derzeit liege der Anteil des Fachhochschulsektors bei 13 Prozent. Damit diese Zahl entsprechend ansteigt, müssten nach 2018 etwa 66.000 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. Im Endausbau würde das ungefähr 500,5 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich kosten, so Holzinger, der auch die Forderung nach Doktoratsprogrammen an FH erneuerte.

Dadurch könnte die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt werden, was auch im Sinne forschungsstarker Unternehmen sei, ergänzte die Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies, Sabine Herlitschka. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauche es vor allem gut ausgebildete Fachkräfte in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik. "Dazu brauchen wir starke Fachhochschulen und Universitäten", erklärte Herlitschka. (APA, 19.1.2014)