Frankfurt am Main - Europas Leitbörsen trudeln am Dienstag nach enttäuschender Eröffnung der Wall Street seitwärts aber noch einheitlich positiv aus dem Handel. In den USA hatten die weiter nachgebenden Ölpreise und damit einhergehende Verluste bei Energiewerten belastet.

Die Hoffnung auf Staatsanleihekäufe im großen Stil hatte den europäischen Leitindex am Vormittag ordentlich angeschoben. Der Euro-Stoxx-50 verbesserte sich zum Handelsschluss um 24,02 Einheiten oder 0,75 Prozent auf 3.244,92 Zähler.

Gute Vorgaben aus Asien verliehen den europäischen Märkten zunächst Rückenwind. Die Wirtschaft Chinas ist zwar im vergangenen Jahr so langsam gewachsen wie seit 23 Jahren, jedoch besser als vom Markt erwartet. Andererseits schraubte der Internationalen Währungsfonds (IWF) seine bisherige Prognose für Chinas Wachstum heuer zum Vorjahr weiter auf 6,8 Prozent herunter.

Insgesamt schraubte der IWF seinen Konjunkturausblick für das globale Wachstum um 0,3 Punkte auf 3,5 Prozent nach unten. Zunächst haben sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Jänner deutlich stärker aufgehellt als erwartet. Jedoch blieb der sogenannte ZEW-Index ohne großen Einfluss.

Weiters lockerten die Banken im Euroraum ihre Bedingungen für die Mittelvergabe im Schlussquartal 2014, teile die EZB mit. Unternehmen und Verbraucher kommen wieder leichter an Kredite. Grund dafür wäre unter anderem der wachsende Konkurrenzkampf um Kunden. Zudem hätten die Institute ihre Bilanzen verbessert und auch die billigen Langzeitkredite der EZB für die Geschäftsbanken wirkten bereits.

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch weiterhin auf die am Donnerstag anstehende Entscheidung der EZB. Derzeit wird am Markt weitgehend damit gerechnet, dass ein breit angelegtes Anleihenkaufprogramm angekündigt wird. Dies soll Banken dazu bringen, ihre Staatsanleihen abzustoßen und stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft zu vergeben. Ziel ist, die Konjunktur anzukurbeln und einen gefährlichen Preisverfall auf breiter Front mit sinkenden Löhnen und rückläufigen Investitionen - eine sogenannte Deflation - zu verhindern.

Unter den Einzelwerten schlossen die Aktien von SAP um 4,59 Prozent im Minus. Die hohen Investitionen ins stark wachsende Cloud-Geschäft erschweren es den Walldorfern, ihre Gewinnziele zu erreichen. Grund sei auch die milliardenschwere Übernahme des US-Reisekostenspezialisten Concur.

Weiters belastet die anhaltende Schwäche im Hoffnungsmarkt China hat den Konsumgüterkonzern Unilever auch im vierten Quartal. Ohne Berücksichtigung von Währungsschwankungen sowie Zu- oder Verkäufen stiegen die Erlöse aber lediglich um 2,1 Prozent und damit weniger stark als die meisten Analysen erwartet hatten. Die Unilever-Titel stiegen immerhin 0,36 Prozent auf 34,88 Euro.

Die IG Group warnte, sie seien heuer möglicherweise nicht in der Lage die Dividende zu erhöhen. Aufgrund der Franken-Freigabe sei ein Verlust von 30 Mio. Pfund entstanden. Das Unternehmen steigerte den Gewinn um 2,8 Prozent auf 101,4 Mio. Pfund für die sechs Monate bis Ende November. Während dieser Periode eröffnete das Unternehmen ein Büro in der Schweiz. IG-Aktien legten 1,88 Prozent zu.

Für deutliche Kursaufschläge im europäischen Luftfahrtssektor sorgte eine positive Branchenstudie für 2015 von Barclays. Der Lufthansa-Aktie wurde ein Zuwachs von 4,82 Prozent beschert. Auch die Titel von Ryanair stiegen 2,57 Prozent und Air France KLM legten satte 4,80 Prozent zu. (APA, 20.1.2015)