Wien - Wer raucht und viel mobil telefoniert, gerne Lotto spielt, auswärts isst und Sekt trinkt, in einer Mietwohnungen lebt und oft pauschal verreist, hatte das Bummerl. Der Joker gehörte jenen mit Eigenheim, neuem Flachfernseher und Rasenmäher, die mit einem Ring den Bund der Ehe schlossen, sich einen Städteflug gönnten und Katzen füttern. Das besagt zumindest die Statistik Austria, die regelmäßig die stärksten Preistreiber und -dämpfer dingfest macht.

Anders als in den Jahren zuvor waren im Vorjahr weniger Lebensmittel die bösen Buben. Ihre Preise gehen, auf lange Sicht betrachtet, zwar weiter stetig nach oben. Ihr Einfluss auf die gesamte Teuerung in Österreich hat sich jedoch reduziert. Dafür schmälerten verstärkt Wirte und Hotels das Haushaltsbudget der Konsumenten.

Um 2,7 Prozent mehr als 2013 war im Vorjahr etwa fürs panierte Schnitzel zu berappen. Bier und Melange schlugen sich mit einem fast ebenso so hohen Plus zu Buche. Beherbergungsdienstleistungen verteuerten sich um satte 3,3 Prozent. Solange der Tourismus gute Nachfrage erlebe, werde sich am Preisanstieg wenig ändern, resümiert Konrad Pesendorfer, Chef der Statistik Austria. Was Michaela Reitterer, Präsidentin der Hoteliervereinigung, für ihre Branche so nicht gelten lässt. So habe diese die Preise trotz höherer Kosten keineswegs angehoben. Vielmehr sei das Angebot an Vier- und Fünf-Stern-Betrieben gewachsen, sagt sie. "Die Gäste waren bereit, dafür mehr zu bezahlen."

Um 1,7 Prozent teurer

Unterm Strich hat sich das Leben in Österreich 2014 um 1,7 Prozent verteuert. Die Inflationsrate ist so tief, wie seit fünf Jahren nicht mehr - und es war vor allem der Preisrutsch bei Treibstoff und Öl, der die Teuerung bremste: Sprit verbilligte sich im Jahresabstand um durchschnittlich vier Prozent.

Im EU-Vergleich stehen die Österreicher mit ihrer Inflationsrate dennoch ganz oben. Die Gründe dafür sind aus Pesendorfers Sicht vielfach hausgemacht - transparent werde das etwa bei den Mieten, die sich hierzulande mehr als doppelt so stark verteuerten als im vergleichbaren deutschen Markt.

Schuld sind vertragliche Indexanpassungen, mit der sich die Vermieter gegen den Preisverfall absichern, ein international unüblicher Usus. Auch hohe Nachfrage an Mietwohnungen in Wien leistet dem Aufwärtstrend Vorschub. Zudem lässt sich Österreich seine Kultur- und Freizeitangebote vergleichsweise teuer abkaufen.

Die Gefahr einer Deflation, bei der die Preise fallen, Investitionen und Konsumausgaben jedoch weiter aufgeschoben werden, was die Wirtschaft lähmt, sieht Pesendorfer für Österreich derzeit nicht - sehr wohl jedoch für Europa. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 17.1.2015)