Da braut sich was zusammen an den Finanzmärkten, nachdem die Schweizer Notenbank den Mindestkurs des Franken gekippt hat. Zwei Devisenbroker kamen am Freitag in Schieflage, auch zahlreiche Hedgefonds haben sich ordentlich verspekuliert. Ihnen gleichgetan haben es freilich viele österreichische Gebietskörperschaften und ausgegliederte Gesellschaften. In Wien steht der Franken besonders hoch im Kurs, der Schuldenstand in Schweizer Währung erhöhte sich binnen Minuten um 300 Millionen Euro. Erstaunlich, wie die Kommune auf die Hiobsbotschaft reagiert: Finanzstadträtin Brauner bleibt gebetsmühlenartig bei ihrer Argumentation, dass keine Verluste entstehen, weil man den Kredit "rolliert".
Wie beruhigend: Ein Risiko wird in der Bundeshauptstadt immer noch nicht bilanziert, sondern als kurze Brise betrachtet, die sich rasch wieder verzieht. Ein ordentlicher Kaufmann würde Vorsorgen bilden und die Belastung verbuchen. Nicht so Wien oder Niederösterreich, das 900 Millionen Euro in Franken schuldet: Besonders putzig ist, wenn österreichische Kommunalpolitiker wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl lautstark gegen Spekulanten wettern. Er rühmte sich beim Auffliegen des Salzburger Finanzskandals, dass die Hauptstadt keine Swap-Geschäfte abgeschlossen habe. Das mag gut klingen, kostet die Steuerzahler aber viel Geld: Denn dann hätte man den Franken-Anstieg wenigstens abgesichert. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 17.1.2015)