Stockholm - Der Schwede Raoul Wallenberg, der in Budapest tausenden Juden zur rettenden Ausreise nach Schweden verhalf, hatte laut einer aktuell veröffentlichten Studie auf der Website raoul-wallenberg.eu engere Kontakte zu Deutschen als bisher bekannt.

In den 1940er des vergangenen Jahrhunderts habe Wallenberg für die schwedische Handelsfirma Mellaneuropeiska AB eng mit dem deutschen Geschäftsmann Ludolph Christensen zusammengearbeitet, hieß es. Demnach arbeitete er beim Handel mit Lebensmitteln und Luxusartikeln wie Früchten und Zigaretten fast immer mit Christensen.

Christensen genoss wiederum den Schutz des Wehrmachtgenerals Karl Wolff. Dieser war ein enger Mitarbeiter des Reichsführers-SS Heinrich Himmler. Wallenberg stellte als schwedischer Diplomat in Budapest während des Holocausts tausenden Juden schwedische Pässe aus. Einen Tag nach der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee verschwand Wallenberg. Nach sowjetischen Angaben starb er zwei Jahre später in Moskau in Haft. Diplomaten und Experten zweifeln diese Darstellung aber seit langem an.

Handelsbeziehungen zu Kriegszeiten

Laut den Autoren der Studie, Susanne Berger, Vadim Birstein und Craig McKay, zeigen die neuen Erkenntnisse die "Komplexität von Handelsbeziehungen in Kriegszeiten" und könnten neues Licht auf das Verschwinden Wallenbergs werfen. Berger sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Kontakte zu Christensen könnten das Misstrauen der Sowjets gegenüber Wallenberg und seiner Arbeit verschärft haben. Die Wallenberg-Biografin Ingrid Carlberg begrüßte die Studie, bezweifelte jedoch, dass das Verhältnis zu Christensen entscheidend für die Festnahme Wallenbergs war. (APA, 15.1.2015)