München - Die deutschen Verlagskonzerne Springer Science+Business Media und Holtzbrinck formen einen neuen Branchenriesen im Geschäft mit Wissenschaftsinformationen. Der Springer-Eigentümer BC Partners und der Verleger Stefan von Holtzbrinck vereinigen ihre Wissenschafts- und Bildungsaktivitäten, wie beide Seiten am Donnerstag mitteilten. An der geplanten Gruppe mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 13.000 Mitarbeitern soll Holtzbrinck eine Mehrheit von 53 Prozent halten. Der Finanzinvestor BC Partners wird Juniorpartner.

"Die zu erwartenden Größenvorteile werden zusätzliche Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte ermöglichen", erklärte der künftige Konzernchef Derk Haank, der bisher Springer Science leitet. Die Partner kündigten an, Einzelheiten des Deals nach der kartellrechtlichen Freigabe zu veröffentlichen, die im Lauf des ersten Halbjahrs erwartet wird. Holtzbrinck steuert einen Großteil seiner Sparte Macmillan Science and Education mit Zeitschriftentiteln wie "Nature" oder "Spektrum der Wissenschaft" bei.

"Ärzte-Zeitung" und Lehrmaterial

Springer verlegt neben zahlreichen Wissenschaftspublikationen auch Fachblätter wie die "Ärzte Zeitung" und Lehrmaterial für Fahrschulen. Der neue Konzern konkurriert mit Informationsanbietern wie Reed Elsevier, Wolters Kluwer und Thomson Reuters. Ins Bildungsgeschäft drängt auch der Medienkonzern Bertelsmann.

"Hauptvorteile des Zusammenschlusses sind die größere Verhandlungsmacht gegenüber Universitäten und die Möglichkeit, größere Zeitschriftenpakete anzubieten", sagte Branchenexperte Ian Whittaker vom Analystenhaus Liberum. Anders als die Massenmedien erlöst die Branche bereits das meiste Geld mit digitalen Inhalten. Gedruckte Publikationen werden oft nur noch auf Anforderung hergestellt. Bezahlt werden die Zeitschriften nicht mehr nur von den Abonnenten, sondern zu einem zunehmenden Anteil von den Forschungseinrichtungen der Autoren.

Nicht mit Axel Springer verbunden

Der Verlag Springer Science, der nicht mit dem "Bild"-Herausgeber Axel Springer verbunden ist, war 2013 für mehr als drei Milliarden Euro von BC Partners übernommen worden. Stefan von Holtzbrinck und sein Bruder Dieter von Holtzbrinck führen das Erbe ihres Vaters in getrennten Konzernen fort. Während Stefan im Wesentlichen im Geschäft mit Wissenschaft, Bildung und Belletristik sowie in der Digitalbranche tätig ist, gehören Dieter die Zeitungen "Handelsblatt" und "Tagesspiegel". Die Wochenzeitung "Die Zeit" gehört beiden Familienteilen gemeinsam.

Mittelfristig will sich BC Partners von seinem Anteil trennen. "Der wahrscheinlichste Ausstieg ist ein Börsengang", sagte BC-Partners-Manager Ewald Walgenbach zu Reuters. "Aber das liegt noch mindestens zwei bis drei Jahre in der Zukunft." Zunächst sollten Synergien gehoben und in Wachstum investiert werden. Neben kleineren Zukäufen solle das Gemeinschaftsunternehmen vor allem organisch zulegen. Holtzbrinck sprach von einem langfristigen, strategischen Investment. "Auch nach einem Börsengang wollen wir unseren Anteil behalten", sagte Strategiechef Michael Brockhaus. (APA, 15.1.2015)