Karikaturisten werden allesamt in der Hölle schmoren. Das mag für den einen oder anderen, den man persönlich kennt oder kannte, traurig stimmen, aber an dieser wissenschaftlichen Tatsache kommt man heutzutage nicht mehr vorbei. Und sorry, Oliver, Ausnahmen kann es nicht geben, denn was selbst in jenen vorgehen mag, die ihre Stifte den hochkochenden Blasphemievermeidungsanforderungen nach außen hin unterwerfen, wollen wir nicht wissen. Doch selbst wenn Gott sich dafür gar nicht interessieren sollte - dank der Sehhilfe irdischer Spezialisten bleibt ihm nichts anderes übrig.

Ein Staat, der in einer Vorstufe zum Himmelreich wie Saudi-Arabien einen angemessenen religiösen Dialogpartner sieht, sollte gleich auf Nummer sicher gehen und im Sinne einer richtigen Umsetzung des heimischen Blasphemieparagrafen das Anfertigen von Karikaturen verbieten. In Österreich ist dieser Paragraf zwar leider nur noch ein matter, von einem Vierteljahrtausend wechselvoller Aufklärungsversuche ausgebleichter Abglanz saudischer Blasphemieträume, aber auch hier könnten sie wieder wahr werden, solange einer Trennung von Kirche und Staat der Riegel vorgeschoben bleibt.

Und solange es ein Konkordat gibt, muss man sich deswegen keine Sorgen machen, was wiederum die staatliche Begeisterung für den religiösen Dialog im Abdullah-Zentrum erklären könnte. Schade, dass man mit Mekka kein Konkordat abschließen kann, aber wer weiß, was noch kommt, wenn klar ist, wer zahlt? Der religiöse Dialog an sich ist ja etwas Schönes, aber man kann ihn nicht allein den Religionsgemeinschaften überlassen. Da hat auch die Politik ein Wörtchen mitzureden, soll er nicht wegen jeder Kleinigkeit, wie etwa einer Verurteilung zu tausend Peitschenhieben, ins Gerede kommen, bis niemand mehr weiß, wann er nun der Welt den religiösen Frieden bringt, den ein ordentliches Blasphemiegesetz in Riad längst gewährleistet. Dass Muslime, Juden, Christen und Agnostiker als gleichwertig gelten sollen, muss dem einen Gott ja ein Gräuel sein, egal, welchem. Was ist da schon eine kleine Auspeitschung! Schließlich sollte die religiöse Koexistenz mit Saudi-Arabien Österreich vor unangemessenen Übergriffen islamistischer Gesinnungsfreunde bewahren.

Die bisher von der Innenministerin angekündigten Maßnahmen werden das ebensowenig leisten können wie die Sturheit, mit der der Außenminister auf einem speziellen Religionsgesetz für Muslime beharrt. Zeitgemäß wäre ein Religionsgesetz für alle, und zwar eines, in dem eindeutig klargestellt ist, dass staatliche Gesetze durch religiöse Vorschriften nicht ausgehebelt werden und Religion Privatsache ist. Einschränkung staatsbürgerlicher Grundrechte, Vorratsdatenspeicherung, Panzer und Hubschrauber für die Polizei um Hunderte Millionen werden es, wie man weiß, nicht bringen. In der Betreuung von Asylwerbern und Jugendlichen wäre das Geld besser angelegt.

Gut ist aber, dass Österreichs Politiker so nahe am göttlichen Schöpfungsplan sind, wenn es um Homosexualität geht, und lieber Verfassungsrichter sündig werden lassen. Islamisten sollten den guten Willen anerkennen. (GünterTraxler, DER STANDARD, 16.1.2015)