In ihrer Majestät und Schönheit, ihrer Unermesslichkeit und Einsamkeit vermitteln sie eine Poesie, die an Sujets der Malerei und Literatur – insbesondere der Romantik – anknüpft. Der Band "Im Eis" zeigt eine Auswahl dieser Fotografien, die zum ersten Mal – auch in einer Reihe von Ausstellungen – der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Stefan Hunstein, bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte durch die künstlerische Bearbeitung vorgefundener Bilder, hat hier selbst die Kamera in die Hand genommen.

Foto: Stefan Hunstein

Den so geschaffenen "Traumbildern" haftet etwas Unwirkliches an in ihren Schemen, Schatten und Spiegelungen, in ihrem theatralisch-blauen Leuchten, den zarten Lichtnuancen und den bizarren, sich ständig verändernden Eisarchitekturen.

Foto: Stefan Hunstein

Von einem leicht erhöhten Standpunkt aus fotografiert, erhält die Landschaft ihre eigene, außergewöhnliche Aura.

Foto: Stefan Hunstein

Dem romantischen Naturverständnis entspricht es, wenn Hunstein nach Verfahren sucht, die die Dimension von "Anschauung und Gefühl" zum Ausdruck bringen können.

Foto: Stefan Hunstein

Nicht auf Papier druckt er das Bild, sondern in einer aufwendigen Prozedur auf Glas, um so zusätzlich Transparenz und Abstraktion, Entstofflichung und Dreidimensionalität zu schaffen.

Foto: Stefan Hunstein

Hunstein hat die Lichtstimmungen und Natur so wiedergegeben, wie sie sich seinem Auge darboten. Nachträglich hat er keine künstliche Überhöhung oder Verfremdung des Natureindrucks durch manipulative Eingriffe vorgenommen.

Foto: Stefan Hunstein

Durch die hohe Auflösung der digitalen Fotografie werden zudem die Pixel sichtbar, verschwimmen leicht. Linien und Formen erhalten so etwas Malerisches. Das Bild verweist auf die Natur, aber, wie Hunstein sagt: "Es lebt aus sich heraus".

Foto: Stefan Hunstein

Besondere Aufmerksamkeit verdient das in der Polarregion eigentümliche Licht, das entweder für bleierne Undurchdringlichkeit oder für höchste Transparenz sorgt.

Foto: Stefan Hunstein

Horizontlinien lösen sich bisweilen ins Nebulöse auf, die Atmosphäre, das Wasser und Eis gehen fast nahtlos ineinander über.

Foto: Stefan Hunstein

Das Naturspektakel entfaltet dabei eine eigene theatrale Qualität, die den Betrachter in den Bann zieht.

Foto: Stefan Hunstein

Stefan Hunsteins Aufnahmen aus der Eiswüste mit ihrer gewaltigen Ausdehnung rufen beim Betrachter widersprüchliche Empfindungen wach, die zwischen überwältigender Schönheit und Ehrfurcht oszillieren.

Foto: Stefan Hunstein

Die Wahrnehmung dieser monumentalen lebensfeindlichen Umgebung bedeutet für das Individuum eine Grenzerfahrung und kann Zustände hervorrufen, die sich zwischen Euphorie und tiefster Niedergeschlagenheit bewegen.

Foto: Stefan Hunstein

"Es gibt in Stefan Hunsteins Bildern wundersame Entdeckungen zu machen: organische Formen, anthropomorphe Figuren oder auch Zitate aus der reichen Bildwelt der Kunst, die sich in die Oberfläche der Eismassen eingeschrieben haben. Man glaubt, die Umrisse archaischer Felszeichnungen oder Darstellungen eines sich küssenden Paares in demLiniengewirr der freigelegten Eisblöcke zu erkennen. Eisberge sind wie schlafende Riesenrobben in unwirkliches Grün getaucht oder treten wie mächtige Kathedralen auf, scheinbare Abbilder der kühnen nie gebauten Architekturvisionen eines Bruno Taut oder Hermann Finsterlin", schreibt Ulrich Pohlmann in einem der Begleittexte im Buch.

Foto: Stefan Hunstein

Stefan Hunstein wurde 1957 in Kassel geboren. Seit 1977 arbeitet er mit Fotografie, von 1979 bis 1982 studierte er an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Im Jahr 1991 erhielt er den Deutschen Fotopreis. Stefan Hunstein ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er lebt und arbeitet in München.

Foto: Stefan Hunstein

Stefan Hunstein, Petra Giloy-Hirtz (Hg.)
Im Eis

Texte von M. Krüger, U. Pohlmann, P. Giloy-Hirtz, A. M. Bonnet
128 Seiten, 58 Abbildungen in Farbe
Erhältlich im Hirmer Verlag

Foto: Hirmer Verlag