Wen kümmern schon kalendarische Details? Ehre, wem Ehre gebührt! Zwei Monate, bevor Harry Sokal seinen 61. Geburtstag begeht, wird heute, Freitag, im Wiener Gasometer der 60er vom Vorjahr nachgefeiert. Mit Sokal wird einer der namhaftesten Jazzer Österreichs gewürdigt.

Der gebürtige Hietzinger, der als Jugendlicher durch Karl Ratzer, Harri Stojka und Peter Wolf mit Jazz in Berührung kam, erspielte sich ab den späten 1970ern im Art-Farmer-Quintett und im Vienna Art Orchestra internationale Bekanntheit. Als virtuoser Post-Coltrane-Saxofonist, der wiederholt als "der am amerikanischsten spielende europäische Musiker" bezeichnet wurde, etablierte sich der auch von Jan Garbarek und Wayne Shorter beeinflusste Aerofonist als perfekter Antipode zum anderen Saxofonisten-Aushängeschild des Landes, dem von der Kantabilität des Kärntner Volkslieds inspirierten Wolfgang Puschnig.

Sokal war früh auch mit eigenen Bands in Europa unterwegs: im Quartett Timeless, später im Jazzrock-Trio Depart sowie mit den ebenfalls Groove-orientierten Projekten Rave The Jazz und Full Circle. Heute Abend wird im Gasometer die stärker der Jazztradition verpflichtete, 2001 gegründete Formation Roots Ahead antreten, mit Pianist Peter Madsen und Bassist Andy McKee im starken Line-up.

Das 2005 wiederbelebte, mit Bassist Heiri Känzig geleitete Trio Depart stellt den neuen slowakischen Schlagzeuger Martin Valihora vor, mit dem man 2014 für das Album Refire u. a. den Erzherzog-Johann-Jodler aufgenommen hat. Zu guter Letzt ist die reaktivierte Full Circle Band zu erleben, mit Wolfgang Puschnig als Gast - bevor im Rahmen eines "Grande Finale" aller beteiligten Musiker auch DJ Zuzee und Tanzperformerin Silke Grabinger ins Geschehen eingreifen. Wenn die Akustik im Gasometer mitspielt, könnte ein denkwürdiger Jubiläumsabend bevorstehen. (felb, DER STANDARD, 16.1.2015)