Wien – Der starke Kursanstieg des Franken bereitet vor allem österreichischen Häuslbauern Kopfschmerzen. Viele haben in der Vergangenheit Frankenkredite aufgenommen. Wer heuer noch einen solchen Kredit zurückzahlen muss, sollte sich am besten mit seiner Bank zusammensetzen, empfiehlt Peter Hirmke vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Ansonsten sei es das Beste, einfach abzuwarten, sagt der Jurist. Ob die Frankenkredite für eine Masse zum Problem werden, hänge davon ab, wie lange der Kurs zum Euro so hoch bleibe. Die meisten Kredite sind nämlich endfällig, die Schuld wird also nicht in Raten beglichen, sondern erst am Ende der Laufzeit.
STANDARD: Der Franken ging am Donnerstag durch die Decke. Fliegen den Österreichern ihre Kredite, die sie in der Schweizer Währung aufgenommen haben, jetzt um die Ohren?
Thomas Hirmke: Es gibt noch relativ viele Fremdwährungskredite, um die 200.000. Probleme werden die haben, bei denen der Kredit jetzt ausläuft. Das sind heuer circa 1.000 oder etwas mehr. Die sind akut betroffen, wenn der Kurs so bleibt. Bei all den anderen Krediten, die noch laufen, kommt es darauf an. Wenn der Kurs so dramatisch bleibt, bekommen auch die Probleme. Das lässt sich heute aber nicht vorhersehen.
STANDARD: Nehmen wir an, der Franken bleibt so stark. Was passiert dann?
Hirmke: Falls der dramatische Frankenkurs so bleiben, sind die Banken gefordert. Sie müssten den Kreditnehmern entgegenkommen.
STANDARD: Wie viele Kredite laufen in den nächsten Jahren aus?
Hirmke: Genaue Zahlen dazu haben wir nicht. Es werden aber mehr sein als heuer. 1.000 bis 2.000 Kredite pro Jahr werden circa auslaufen.
STANDARD: Was empfehlen Sie Menschen, die ihre Kredite noch heuer zurückzahlen müssen?
Hirmke: Man wird sich mit der Bank zusammensetzen müssen. Sofern hier etwas in Richtung Beratungsfehler deuten sollte, stellt sich die Frage, ob man noch etwas geltend machen kann. Da gibt es bei uns die Verbraucherschlichtungsstelle, an die sich Menschen mit Fremdwährungskrediten wenden können.
STANDARD: Die meisten werden Häuslbauerkredite sein, die man vor 20 Jahren aufgenommen hat. Ist es da vorstellbar, sich noch auf ein Fehlverhalten der Bank zu berufen?
Hirmke: Ein Beratungsfehler würde dazu führen, dass man einen Schadenersatzanspruch hat. Dann stellt sich die Frage, ob das verjährt ist oder nicht beziehungsweise ob man aufgerechnete Ansprüche nach dem Auslaufen des Kredits noch geltend machen kann.
STANDARD: Die meisten Frankenkredite sind endfällig. Könnten auch die, die erst in fünf oder zehn Jahren zurückzahlen müssen, jetzt schon Probleme kriegen? Wenn die Bank etwa höhere Sicherheiten fordert und sich das mit dem Wert des Hauses nicht ausgeht?
Hirmke: Dafür sehen wir keine Grundlage. Dass ein Fremdwährungskredit Schwankungen unterliegt, musste der Bank ja klar sein.
STANDARD: Hat es damit in der Vergangenheit Probleme gegeben?
Hirmke: Vereinzelt schon. Wir haben die Betroffenen beratend unterstützt. Da wurde aber nicht dezidiert etwas gefordert, sondern nur auf sanfte Weise in diese Richtung nachgefragt. Das war aber nicht die Masse.
STANDARD: Man hat seit 2008 immer wieder von Zwangskonvertierungen gehört. Die Banken wollten die Frankenkredite in Eurokredite umtauschen.
Hirmke: Es ist nicht im großen Stil dazu gekommen. Es gab schon Beschwerden, dass Druck vonseiten der Banken aufgebaut wurde oder es die Bank zwangsweise konvertiert hat. Aber auch hier reden wir von einer eher kleinen Gruppe. (Andreas Sator, derStandard.at, 15.1.2015)