London - David Parker, Vorsitzender der britischen Raumfahrtagentur, kam bei der Pressekonferenz in London am Freitagvormittag gleich zur Sache: Die Suche nach dem 2003 verschollenen europäischen Marslander "Beagle 2" sei vorbei, seine Position konnte auf Bildern der NASA-Sonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (MRO) zweifelsfrei bestimmt werden.
Im Jahr 2003 hatte sich die ESA an ihrer ersten eigenen Marsmission versucht, doch das Unternehmen scheiterte teilweise aus bis heute ungeklärten Gründen. Am Weihnachtsfeiertag hätte "Beagle 2" auf der Oberfläche des Planeten aufsetzen sollen. Während das Mutterschiff "Mars Express" wie geplant in eine Umlaufbahn eingeschwenkt war (und nach mehrfacher Missionsverlängerung bis heute aktiv ist), konnte von "Beagle 2" nach der Abtrennung kein Signal mehr im Kontrollzentrum in Leicester empfangen werden. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen, einen Kontakt zu der Sonde herzustellen, wurde die Mission im Februar 2004 zu einem Fehlschlag erklärt und aufgegeben.
Zielgebiet getroffen, Landung geglückt
Über das Schicksal von "Beagle 2" kursierten seither zahlreiche Spekulationen. Raumfahrtexperten hielten einen Crash wegen Problemen mit dem Fallschirm und den Airbags ebenso für möglich wie ein Versagen der Energieversorgung am Boden. Die nun veröffentlichten "HiRise"-Bilder des "Mars Reconnaissance Orbiters" zeigen, dass es "Beagle 2" heil bis zur Marsoberfläche geschafft hat. Dort dürften aus noch ungeklärten Gründen die Motoren versagt haben, die einige der vier Solarpaneele ausklappen. Für eine Funkverbindung zur Erde stand somit nicht genug Energie zur Verfügung.
Zumindest sei nun klar, dass die Mission kein "völliger Fehlschlag" gewesen sei, wie vor elf Jahren noch angenommen, sagte ESA-Chef Jean-Jacques Dordain in Paris: "Wenigsten gab es eine Landung auf dem Mars". Allerdings sehen die Experten keine Möglichkeit, "Beagle 2" wiederzubeleben und von ihm gespeicherte Daten zu bergen.
Die geringe Größe von maximal zwei Metern Durchmesser machte die Suche nach dem Lander zu einer schier unlösbaren Aufgabe. Daher gingen die Forscher davon aus, dass "Beagle 2" zumindest einigermaßen die angepeilte Landezone in der Isidis Planitia, einem Impaktbecken in der Nähe des Marsäquators, erreicht haben könnte, was das Suchgebiet erheblich eingegrenzt hatte. Und tatsächlich traf der Lander die anvisierte Region recht akkurat. Bei der Untersuchung der "MRO"-Aufnahmen setzte man auf eine neue Bildverarbeitungsmethode, da die Ausmaße von "Beagle 2" bereits an die Grenzen des Auflösungsvermögens der "HiRise"-Kamera stoßen. Indem die Wissenschafter mehrere Aufnahmen übereinanderlegten, konnten sie die entscheidenden Details herausarbeiten.
"Beagle 2"-Vater im Mai verstorben
Bedauerlicherweise konnte Colin Pillinger, der "Vater" der "Beagle 2"-Mission, die Entdeckung seiner Sonde nicht mehr miterleben. Der Planetenwissenschafter starb Anfang Mai vergangenen Jahres im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Gehirnblutung. Pillinger war maßgeblich für die "Beagle 2"-Mission verantwortlich. Seine Forschungsgruppe entwickelte das Landemodul. (tberg, red/derStandard.at, 16.1.2015)