Die Robinie: für die Holzwirtschaft ein Traum, für Naturschützer ein Albtraum.

Foto: Wouter Hagens

Wien - Der Robinienbaum ist für die Holzwirtschaft höchst attraktiv: Sein Holz ist ordentlich hart, gleichzeitig aber auch biegsam, und es widersteht der Holzfäule. Und damit kann diese ursprünglich aus Amerika importierte Baumart idealerweise Tropenholz ersetzen. Robinienholz ist daher ideal für den Schiff- und Möbelbau, und es wird beispielsweise als Schwellenholz und im traditionellen Bogenbau, für Gartenmöbel und Geräte auf Kinderspielplätzen verwendet.

Gleichzeitig kann die "falsche Akazie", wie sie auch genannt wird, aber auch der blanke Horror für Naturschützer sein. Denn die Robinie ist nicht nur ordentlich giftig (vor allem ihre Rinde und die Früchte): Sie besitzt vor allem die Fähigkeit zur symbiotischen Stickstoffbindung. Und der damit entstehende Düngeeffekt kann die Artenzusammensetzung an ihrem Standort ordentlich durcheinanderbringen. Und das ist für wertvolle, seltene Biotope wie Magerrasen oder Kalkmagerrasen die reinste Pest.

Hat sich eine Robinie aber einmal angesiedelt, wird man sie nur noch sehr schwer los. Denn sie verwurzelt derart stark, dass ein einfaches Umschneiden nichts hilft: Die Folge ist lediglich, dass Robinien in der Umgebung nur umso dichter nachwachsen. Und will man nicht zu einem Knaller wie dem Herbizid Roundup greifen, hilft gegen unerwünschte Robinien im Grunde nur eines: der Rindenstriptease.

Dabei wird im Sommer ein breites Band Rinde vom Stamm entfernt. Dies führt dazu, dass die Versorgungsleitungen der Pflanze gekappt werden und kaum noch Nährstoffe in die Krone gelangen, während der Baum trotzdem unten nicht nachwurzelt. Nach zwei Jahren kann der Baum gefällt werden. Mit dieser Methode wurden in den vergangenen Jahren bereits tausende Robinien, aber auch Hybridpappeln im Nationalpark Donauauen "geringelt".

Die Robinie ist natürlich bei weitem nicht die einzige eingeschleppte Pflanzenart, die heimische Gewächse gefährden kann. Vor allem in den vergangenen Jahrzehnten wurden mehr als 13.000 Pflanzen- und Tierarten "importiert" - die der Umwelt, aber auch der Landwirtschaft und Gesundheit schaden können.

Mit Jahresbeginn ist nun eine neue EU-Verordnung in Kraft getreten, mit der die Mitgliedsländer verpflichtet wurden, die Einschleppung und Ausbreitung derartiger "Bioinvasoren" zu bekämpfen. Derzeit gebe es allerdings noch keine große "Action", heißt es im Umweltbundesamt auf Anfrage der Austria Presse-Agentur.

Bis Jahresende werde erst einmal von der EU-Kommission eine Liste erstellt, welche Arten als problematisch und daher bekämpfenswürdig sind, berichtet Franz Essl vom Umweltbundesamt. "Dann wird es sicher eine Konsultation mit den Mitgliedsstaaten geben, wo vielleicht manche Arten aus der Liste herausfallen und andere vorgereiht werden. Essl geht davon aus, dass dann letztlich rund 100 bis 150 invasive Arten auf der Liste stehen werden - gegen die entsprechend vorgegangen werden soll. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 15.1.2015)