Eine Unechte Karettschildkröte an ihrem Geburtsort in Florida.

Foto: J. Roger Brothers

Chapel Hill / Wien - Sobald frisch geschlüpfte Meeresschildkröten in die See eintauchen, beginnt eine lebenslange Reise - mit gelegentlichen Unterbrechungen: Denn nach der Paarung auf dem offenen Meer kehren die befruchteten Weibchen zur Eiablage zielstrebig zu ihrem oftmals Tausende Kilometer entfernten Geburtsstrand zurück. Es ist der einzige Ort an Land, dessen Bedingungen die Tiere kennen. Doch wie finden sie verlässlich "nach Hause"?

Schon länger weiß man, dass die Tiere auf ihren Reisen Meeresströmungen folgen, sich aber auch am Erdmagnetfeld orientieren. Wie genau Letzteres funktioniert, ist noch weitgehend unklar, es wird aber vermutet, dass winzige magnetische Partikel im Schildkrötengehirn eine Rolle spielen.

Entscheidende Prägung

Forscher der University of North Carolina konnten nun in "Current Biology" die Hypothese bestätigen, dass Schildkröten die exakte Inklination der Magnetfeldlinien (also den Neigungswinkel des örtlichen Magnetfelds zur Horizontalen) an ihrem Geburtsort kennen und so ihre Brutstätte wiederfinden. Ausgangspunkt der Studie war die Annahme, dass in diesem Fall die zeitliche Veränderlichkeit des Erdmagnetfeldes auch die exakte Wahl der Brutstätten beeinflussen müsste.

Die Analyse langjähriger Aufzeichnung von Nistplätzen an der Küste Floridas bestätigte den Verdacht: Die jeweiligen Erdmagnetfeldveränderungen zu bestimmten Zeitpunkten korrelierten mit der leicht veränderten Standortverteilung der Brutstätten. Die Forscher vermuten, dass auch andere brutortstreue Tiere wie Lachse diesem Prinzip folgen. (dare, DER STANDARD, 15.1.2015)