Der Eisriese Ymir haucht grimmig übers Land, Frau Holle beutelt ihr Bettzeug aus: die rechte Zeit, der rechte Ort, um an einer Saga fortzuschreiben – der Saga, dass ein Land Rover bei jeder Witterung und auf allen Wegen und Abwegen weiterkommt. Ein Reinheitsgebot, das nicht einmal Jeep noch so ernst nimmt. Die Engländer tun’s.

Geländetyp-Wahlrad auf Gras/Schotter/Schnee und Nachtflug mit dem Discovery Sport durch Islands Winterwunderland, der Wind peitscht die Schneekristalle durch die Gegend, dass du oft kaum die Motorhaube siehst; nächsten Tags quer durchs Land, auch auf blankem Eis, auch durch den Nationalpark Thingvellir – dort, wo Amerika und Europa plattentektonisch auseinanderdriften; kurz: durch Gegenden, wo selbst die Islandpferde verständnislos die Mähne schütteln.

Bei all dem Beschäftigtsein mit grandioser nordischer Natur und der Konzentration, um nicht etwa in einer Schneewechte zu landen, aus der einen trotz Geländekompetenz schwereres Gerät befreien müsste, fand sich noch gar keine Gelegenheit, sich mit den inneren Qualitäten des Fahrzeugs zu befassen. Angekommen in der Rauchbucht, was Reykjavík bekanntlich auf Deutsch heißt, nehmen wir uns die Muße.

Foto: Land Rover

Der Discovery Sport, behauptet Land Rover, sei der Flexibilitäts- und Variabilitäts-Champion in der Liga kompakter SUVs, in die der 4,59 m lange Discovery Sport gehöre. Und begründet dies damit, dass 1.) die Rücksitze um bis zu 16 cm in der Längsachse verschiebbar sind, wodurch sich das Kofferraumvolumen zwischen 829 und 981 Litern variieren lässt, feine Sache, und man 2.) den 5- optional zum 7-Sitzer aufrüsten kann.

Den aus der Van-Philosophie kommenden Gedanken haben erst die Koreaner in die Kompakt-SUV-Szene transferiert, jetzt gibt’s das auch bei Land Rover. Der andere Punkt beim Raumgefühl ist der Eindruck einer neuen Üppigkeit. Das kennt man weder vom direkten Vorgänger, dem Freelander II, noch vom trendigen Range Rover Evoque.

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So nachhaltig wie die Vulkaninsel Island – mit Erdwärme – heizt der Discovery Sport nicht. Er geht aber so sorgsam mit nicht erneuerbarer Energie um, dass man von zeitgemäß reden kann. Mit zwei Dieselaggregaten und einem Benziner geht er am 28. Februar an den Start. Den 2,2-Liter-Selbstzünder gibt’s mit 150 und 190 PS, der 2,0-Liter-Otto (240 PS) wird in Österreich eher ein Exotendasein fristen.

Das Sortieren der Gänge übernimmt die phänomenale 9-Gang-Wandlerautomatik von ZF, beim Einstiegsdiesel kann man sich auch für eine manuelle 6-Gang-Schaltung entscheiden. Das wäre dann auch der momentane Sparmeister, normtestzyklisch kommt er als 5-Sitzer auf 5,7 l / 100 km. Den größten Durst entwickelt der Benziner, der 2,0 Si4 braucht in 5+2-Sitzer-Konfiguration 8,5 l / 100 km.

Foto: Land Rover

Als Musterknabe avisiert ist dann noch ein 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS aus dem nigelnagelneuen Konzern-Motorenwerk. Er wird später im Jahr den einzigen Fronttriebler befeuern und es auf vorbildliche 4,5 l / 100 km bringen und die Marke von 120 g CO2/km unterschreiten.

Bei Handling und Fahrwerk macht der Neue gegenüber dem Freelander einen richtigen Sprung, eine neu entwickelte Mehrlenker-Hinterachse sorgt für hohen Fahrkomfort. Zu Handling und Kurvenverhalten wagen wir noch nichts Verbindliches zu sagen, die Verhältnisse in Island legten nicht unbedingt ausführliche Tests in diese Richtung nahe. Innen wirkt jedenfalls alles gediegen, sauber und aufgeräumt, aber doch einen Tick unter Premium, und das bringt uns zur kniffeligen Positionierungsfrage.

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Preislich liegt der Discovery Sport mit 33.400 bis 45.400 Euro deutlich über dem Vorgänger, da ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Evoque. Als Konkurrenz hat der Hersteller Typen à la Audi Q5 und BMW X3 ausgemacht, der direkteste Gegner scheint indes der Mazda CX-5 zu sein. Semi-Premium, das trifft’s vielleicht.

Land Rover fährt künftig dreigleisig: Die Oberklasse umfasst alle Range Rovers, darunter sind unter dem Label Discovery einige Modelle zu erwarten – mit eben dem "Sport" als Erstling, und für Geländepuristen ist eine Defender- Familie in Arbeit. Entwicklungsmannschaft und Management, deutsch dominiert, leisten exzellente Arbeit. Die Extravaganz hingegen, mit der Präsentation des Discovery Sport zur Wintersonnenwende nach Island zu gehen, die ist typisch britisch – und natürlich Teil der Saga. (Klaus Stocker, DER STANDARD Rondomobil, 16.1.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: Land Rover