Den Haag / Belgrad – Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte serbische Ultranationalist Vojislav Seselj bleibt vorerst auf freiem Fuß. Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) lehnte am Dienstag einen Antrag für eine erneute Inhaftierung ab. Seselj war im November 2014 per Tribunalsbeschluss aus humanitären Gründen aus dem Tribunalsgefängnis vorläufig freigelassen worden.

Der Ultranationalist Seselj sorgte nach seiner Rückkehr nach Belgrad mit provokanten Aussagen vor allem im benachbarten Kroatien für Aufregung. Die Ankläger hatten den ICTY am 1. Dezember aufgefordert, den Richterbeschluss rückgängig zu machen.

Keine neuen Tatsachen

Das UNO-Tribunal verwies in seiner Entscheidung heute, Dienstag, darauf, dass die Ankläger im November keine Einwände gegen die damalige Senatsentscheidung über die vorläufige Freilassung Seseljs erhoben hätten, wie Belgrader Medien am Dienstag berichteten. Eine erneute Prüfung der Entscheidung wäre demnach nur auf Basis neuer Tatsachen möglich, die aber nicht vorlägen.

Seselj, der sich vor dem Haager Gericht wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina verteidigen muss, hatte sich im Februar 2003 dem Tribunal gestellt. Mit einem Urteil wird im Sommer 2015 gerechnet.

Serbische Medien berichteten im Dezember, dass sich der Ultranationalist, bei dem nach Angaben eines seiner Belgrader Ärzte erneut Darmkrebs festgestellt wurde und der auch zwei Metastasen an der Leber hat, demnächst einem chirurgischen Eingriff unterziehen dürfte. (APA, 13.1.2015)