Die Pazifische Eibe ist eine Giftpflanze, gentechnisch verändert ist sie ein Wirkstoff für die Behandlung verschiedener Krebsarten.

Foto: didier descouens, cc-by-sa 3.0

Gallengangskarzinome zählen zu den aggressivsten Tumorerkrankungen und haben bislang eingeschränkte medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Klinische OnkologInnen des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien konnten nun zeigen, dass die Substanz Nab-Paclitaxel, ein biochemisch veränderter Wirkstoff, der in der Rinde der Pazifischen Eibe vorkommt, bei Gallengangskarzinomen hochwirksam sein könnte. Nab-Paclitaxel könnte somit in der Behandlung von Gallengangskarzinomen eingesetzt werden und so das Leben der Betroffenen verlängern.

In Österreich erkranken pro Jahr knapp 800 Personen an einem Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom). Das mittlere Überleben beträgt rund ein Jahr. Als Standardtherapie gilt die chirurgische Entfernung des Tumors, beziehungsweise bei Inoperabilität eine Chemotherapie mit den Substanzen Gemcitabin und Cisplatin. War diese Behandlungslinie ausgeschöpft, gab es bislang keine Standardtherapie als weitere Therapieoption.

Zweite Chance

Die OnkologInnen um Gerald Prager von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien und Colorectal Cancer Unit des Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna konnten eine erste Wirksamkeit der Substanz Nab-Paclitaxel in der Behandlung des Gallengangskarzinom zeigen. Bei diesem Medikament handelt es sich um den Wirkstoff Paclitaxel, der in der Rinde der Pazifischen Eibe zu finden ist, und zur besseren Verträglichkeit und Wirksamkeit an ein Eiweißmolekül gebunden wird. Dadurch kann er vom Körper leichter in Tumorzellen transportiert werden.

Nab-Paclitaxel ist bereits seit kurzem für die Therapie von Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zugelassen. Die Wirksamkeit bei Gallengangskarzinomen wurde mit der vorliegenden Arbeit weltweit zum ersten Mal gezeigt.

Prager: "Das primäre Ziel bei einer aggressiven Erkrankung wie dem Gallengangskarzinom ist die Krankheitskontrolle unter Bewahrung oder Verbesserung der Lebensqualität. Wir wollen die Erkrankung stabilisieren und im Idealfall zu einer chronischen Krankheit machen. Erste Daten belegen, dass Nab-Paclitaxel eine hohe biologische Wirksamkeit bei geringen Nebenwirkungen besitzen dürfte."

Studien laufen an

Prager wird erste Daten anlässlich des Gastrointestinal Cancer Symposiums der American Society of Oncology (ASCO), das von 15. bis 17. Jänner 2015 in San Franciso stattfindet, präsentieren. Der Kongress zählt zu den größten und wichtigsten Veranstaltungen, die sich mit Krebserkrankungen des Verdauungstrakts beschäftigen.

Bisher wurden über das Wiener Comprehensive Cancer Center (CCC) an Wiener AKH rund 20 Patienten mit einem Gallengangkarzinom mit Nab-Paclitaxel behandelt. "Es gibt Hinweise auf eine gute Wirksamkeit", sagte Onkologe Gerald Prager. Beim amerikanischen Gastroenterologenkongress werde man die Daten von zwölf Patienten vorstellen.

Prager. "Wir werden in San Francisco erste Daten präsentieren, können aber bereits jetzt mit Stolz sagen, dass unsere Idee aufgegriffen wurde. Durch unsere Bemühungen konnten wir eine große Studie anstoßen, um die Substanz in die klinische Routine einzuführen. An dieser internationalen, multizentrischen, prospektiv randomisierten Studie werden wir mitwirken." (red, derstandard.at, 13.1.2015)