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Das erste weibliche Staatsoberhaupt Kroatiens: Kolinda Grabar Kitarović.

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Zagreb - Schwere Niederlage für die regierenden Sozialdemokraten in Kroatien: Die Ex-Außenministerin Kolinda Grabar-Kitarovic (46) hat als Kandidatin der nationalkonservativen Opposition am Sonntag die Präsidentenwahl in Kroatien gewonnen und den regierenden Sozialdemokraten (SDP) eine schwere Niederlage zugefügt. Sie kam nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen auf 50,4 Prozent, wie die staatliche Wahlkommission in Zagreb mitteilte.

Der amtierende Staatspräsident Ivo Josipovic (57), der für die von den Sozialdemokraten angeführte Mitte-Links-Regierungskoalition als großer Favorit ins Rennen gegangen war, kam danach nur auf enttäuschende 49,6 Prozent. Im ersten Wahlgang war der seit 2010 amtierende Josipovic noch einen Prozentpunkt vor seiner Herausforderin gelegen. Mit Grabar-Kitarovic wird erstmals eine Frau Staatsoberhaupt Kroatiens.

Die politische Aufsteigerin Grabar-Kitarovic gehört der HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) an, der jetzt auch beste Chancen für die noch heuer fällige Parlamentswahl eingeräumt werden. Der Sieg der 46-Jährigen sei auf die tiefe Enttäuschung der Bürger über die miserable Wirtschaftslage des Adria-Landes, zurückzuführen, hieß es in ersten Kommentaren. Die Ernüchterung sei umso größer, als sich fast alle eine rasante Besserung der sozialen Lage durch den EU-Beitritt vor eineinhalb Jahren erhofft hätten.

Wirtschaftliche Probleme und Korruption

Bei seiner ersten Wahl 2009 war Josipovic vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den zurückliegenden Jahren mit Ivo Sanader (HDZ) ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt. Zudem machte Josipovic im Sommer 2013 sein Versprechen wahr, den 1991 aus Jugoslawien hervorgegangenen Balkan-Staat in die Europäische Union zu führen. Kroatien, das von 1991 bis 1995 für seine Unabhängigkeit in einem Krieg kämpfte, ist das jüngste EU-Mitglied. Kroatien wird allerdings von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job. Der Präsident in Kroatien ist trotz des Denkzettels freilich nicht für Wirtschaftspolitik zuständig.

Grabar-Kitarovic hatte schon mehrere Ämter inne. Die ehemalige kroatische Botschafterin in Washington wurde 2011 zur stellvertretenden Generalsekretärin der NATO berufen. Außenministerin war sie von Anfang 2005 bis Anfang 2008. Sie warf Josipovic im Wahlkampf vor, er sei mit dem Versuch gescheitert, die Regierung zu Reformen zu ermuntern.

Auch im benachbarten Bosnien-Herzegowina durften Kroaten mit doppelter Staatsbürgerschaft wählen. Wegen des großen Wählerandrangs dort waren zum Beispiel in Mostar die Wahllokale auch Stunden nach dem offiziellen Wahlschluss noch geöffnet. Die dortigen Kroaten stimmen laut Wahlforschern traditionell für die HDZ. (APA, 11.1.2015)