Berlin/London/Gaza - Auf "Elon" folgt "Felix". Eine Sturmserie in Mitteleuropa hat erhebliche Sachschäden angerichtet und wahrscheinlich auch Menschenleben gefordert. In Großbritannien sind zwei Männer in stürmischer See verschwunden. Ein Bad im aufgewühlten Meer im englischen Seebad Brighton kostete die beiden Männer wohl das Leben. Wie die britische Küstenwache am Samstag mitteilte, bestehe keine Hoffnung, dass sie lebend gefunden werden könnten. Eine Gruppe von vier Männern war nach Medienberichten am späten Freitagabend am berühmten Brighton Pier ins Wasser gegangen. Zwei schafften es an den Strand zurück und schlugen Alarm. Die Küstenwache stellte die Suche am frühen Samstagmorgen ein.

Einen tödlichen Unfall gab es auf der A2 in der Nähe von Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen, als ein Geländewagen bei Starkregen von der Straße abkam. Dabei wurde der ein Mann aus dem Auto geschleudert und tödlich verletzt, teilte die Polizei Bielefeld mit. In der Nähe von Berlin wurde ein Spaziergänger von einem herabstürzendem Baum getroffen. Der 56-Jährige wurde am Samstagabend schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, sagte ein Polizeisprecher.

In Polen, Tschechien und der Slowakei hat das Sturmwetter schwere Schäden angerichtet. Umgestürzte Bäume blockierten zahlreiche Bahn- und Straßenverbindungen. Der Donau-Schiffsverkehr in der Slowakei wurde unterbrochen, weil Sturmböen das Passieren der Schleusen beim Kraftwerk Gabcikovo zu gefährlich machten.

Bahnverkehr zeitweise lahmgelegt

In Deutschland waren zudem mehrere Bahnstrecken zeitweise lahmgelegt. Am Samstagabend waren die Fernverkehrsstrecken der Deutschen Bahn nach Angaben des Unternehmens wieder frei. Die Züge in Deutschland könnten wieder fahren, sagte eine Sprecherin am Abend. Die Reisenden sollten noch am Samstag an ihre Ziele gebracht werden - es könne aber zunächst zu Rückstaus kommen.

Umgestürzte Bäume hatten etliche Gleise blockiert und den Fernverkehr in Norddeutschland ausgebremst. Vor allem die Strecken von und nach Hamburg waren von den Unwettern betroffen. Die Verbindungen zwischen der Hansestadt und den Bahnhöfen in Berlin, Bremen, Hannover und Dortmund waren stundenlang unterbrochen.

Rekordtemperaturen

Zugleich verzeichneten die Meteorologen Rekordtemperaturen. In Deutschland gab es mit über 20 Grad einen Wärmerekord im Jänner. Auch in mehr als 40 Orten Tschechiens wurden die wärmsten je an einem 10. Jänner aufgezeichneten Temperaturen gemessen. Den höchsten Wert erreichte mit 16,8 Grad Celsius der Stadtteil Vanov in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe). Noch höher kletterte das Thermometer im Nachbarland Slowakei, wo die Hauptstadt Bratislava mit 17,5 Grad einen neuen landesweiten Rekord verzeichnete.

In Nord- und Ostbayern kam es zu ersten Überschwemmungen. Nach einer warmen Nacht und Tauwetter mit starken Niederschlägen überflutete der Schwarze Regen in Zwiesel Grundstücke und Keller. Auch am Oberlauf des Mains in Oberfranken gab es Überschwemmungen.

Zu wenig und zu viel Schnee

Sturm und milde Temperaturen machen Wintersportlern einen Strich durch die Rechnung: Zahlreiche Liftanlagen in Deutschland blieben geschlossen, nur einige sind Pisten geöffnet und einige Loipen befahrbar. Wegen zu starken Windes wurde die Abfahrt der Skirennfahrerinnen im Kärntner Bad Kleinkirchheim am Samstag kurzfristig abgesagt. Der Zielraum wurde evakuiert, um keine Menschenleben zu gefährden.

Besonders schlimm hat es den Nahen Osten getroffen: Ein Sturm brachte am Samstag zugleich neue Schneefälle in Jerusalem. Auch andere bergige Gebiete im Norden Israels, den Golanhöhen sowie dem Westjordanland waren mit Schnee bedeckt. Im südlichen Gazastreifen erfroren nach Medienberichten wegen ungewöhnlicher Kälte zwei Babys. Seit dem Gaza-Krieg mit seinen verheerenden Zerstörungen leben in der Palästinenserenklave am Mittelmeer noch viele Menschen in notdürftig reparierten Gebäuden. (APA, 10.1.2015)